LERNEN MIT ZUKUNFT

information & wissenschaft Gentechnik: Ein bisher gemiedenes Terrain 14 | DIE ERSTEN GENTECHNISCH VERÄNDERTEN BABYS SIND AUF DIE WELT GEKOMMEN Diese Idee ist so alt wie die Gentechnik selber. Bisher ließ sie sich nicht umsetzen, weil man sich (aus guten Gründen) vor gen- technischen Veränderungen des menschlichen Erbgutes scheute. Die Natur macht das zwar dauernd, aber wenn etwas Ungünstiges dabei herauskommt, ist halt kein Forscher schuld. Auch mussten bisher Erbgutveränderungen ein- zeln durchgeführt werden. Was zeitraubend und für den Embryo bei Wiederholungen zunehmend belastend wäre. Nun gibt es aber seit einigen Jahren ein neues Enzymsystem (CRISPR/Cas), mit dem sich viele verschiedene genetische Verände- rungen auf einen Schlag durchführen lassen. Chinesische Forscher haben in den letzten Jah- ren schon an menschlichen Em bryonen probiert, Erbkrankheiten zu reparieren. Mit gutem, aber nicht 100%igem Erfolg. Die selbstauferlegte Beschränkung der Wissenschaftler lautete, nur Defekte am Erbgut reparieren zu wollen, keine weiteren Veränderungen anzustreben. Der Nut- zen sollte einen vielleicht doch irgendwie mög- lichen Schaden um Größenordnungen übertref- fen. Jetzt ist allerdings ein Forscher vorgeprescht und hat an Kollegen, Klinik und Behörden vorbei für die ersten geborenen geneditierten Babys gesorgt. Die Presse hat darüber berichtet. Dabei wurde den Kindern wegen erhöhter familiärer Gefahr eine Immunität gegen eine HIV-Infektion in das Erbgut eingebaut. Die Babys sind soweit gesund und munter. Die Wissenschaftlergemein- schaft ist erbost, weil ohne weitere ethische und fachliche Debatte ein gewagter Versuch direkt am Menschen durchgeführt wurde. Ohne jetzt eine vorhandene Krankheit zu heilen, sondern einfach als Vorsorgemaßnahme. Fotos © pixabay.com Thomas Kolbe Fachwissenschaftler für Versuchstierkunde, Ass.-Prof. für die Service-Plattform Biomodels Austria Veterinärmedizinische Universität Wien E in Baby will gut geplant sein. Es geht dabei aber nicht darum, die fruchtbaren Tage zu erwischen. Oder den Zeitraum im Lebenslauf zwischen Studienabschluss und erster Scheidung. Vielmehr geht es um die Entscheidung, ob das Wunschkind die Augenfarbe von der (Erb-)Tante Grete und die Haarfarbe der Mutter haben soll? Dazu Sportlichkeit, schlank und groß sein soll? Und musikalisch, das auf jeden Fall. Gut in Fremdsprachen wäre auch prima. Sozial veranlagt. Aber auch durchsetzungsfähig. Attraktiv sowieso. Geschlecht? Na, schauen wir einmal. So ungefähr stellt man sich Designerba- bys vor: Eigenschaften aus dem Kata- log ausgesucht und individuell für ein Kind zusammengestellt. Im Gen-Labor zusammen- gebastelt und in das Erbgut des Embryos einge- setzt.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxNDY=