LERNEN MIT ZUKUNFT

15 | MÄRZ 2019 Und in den Köpfen der uninformierten Allgemeinheit wanken wieder die Desi- gner-Baby-Zombies durch die gedank- liche Kulisse. Davon sind wir aber immer noch meilenweit entfernt. Die Kosten sind hoch (wenn auch bei breiterer An- wendung vermutlich rasch fallend), eine In vitro-Befruchtung mit Embryotransfer ist notwendig. Auch nicht jedermanns/ jederfrau Sache, um zu Nachwuchs zu kommen. Dann die provokante Frage: Wen stört es, wenn jemand Blutgruppe, Augen-, Haarfarbe oder ein paar andere Eigenschaften für sein Kind vorab aussucht? Klar gibt es dann Modeströ- mungen, ganze Generationen mit blauen oder grünen Augen. Haare lassen sich heute schon schneller färben als sie nach- wachsen. Das menschliche Erbgut ist seit 18 Jahren ziemlich genau dekodiert. Aber verstehen tut man die Wechselwirkung von Genen bis heute nur in den seltensten Fällen. Wo Eigenschaften wie Musikalität, Sprachverständnis, Kreativität oder Sozialverhalten im Erbgut enthalten sind, kann niemand sagen. Das wird von vielen verschiedenen Genen beeinflusst. Mus- kelentwicklung oder Längenwachstum lassen sich schon eher manipulieren. Das war es dann aber auch schon. INFO https://www.zeit.de/wis- sen/2018-11/crispr-gentechnik- designerbabys-china-embryo- nen-pflanzen https://kurier.at/wissen/ genveraenderte-zwillinge-in- china-der-schritt-zum-designer- baby/400337041 https://diepresse.com/home/aus- land/welt/5585678/China_Klue- gere-Babys-durch-GenSchere Im Fall der chinesischen Babys wird zwar ganz aktuell be- hauptet, eine weitere Folge der genetischen Manipulation wäre neben der HIV-Resistenz eine erhöhte Intelligenz, aber das muss man sich im Detail erst einmal genauer anschauen. Ob und wie man Intelligenz überhaupt messen kann, diskutieren Pädagogen schon lange und bisher ohne schlüssiges Ergebnis. Also sollten wir uns vielleicht besser entspannen und die Sache als Heilmöglichkeit für Erbkrankheiten und Mode für Reiche sehen. Und uns darauf konzentrieren, Kinder durch die Umwelt, also durch Vorbild, Erziehung und Bildung zu formen. Das hat nämlich einen mindestens so starken Einfluss wie die Gene. Und zwar für alle Kinder und hieb- und stichfest bewiesen seit unzähligen Generationen. information & wissenschaft

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