LERNEN MIT ZUKUNFT
e r aber lig. istiker information & pädagogik Bitte wieder mehr Humboldt: DARAUS KÖNNEN GEMEINSAME NEUE IDEEN ENTSTEHEN Co-kreative Prozesse Foto: © Archiv feuervogel.ch 18 | MÄRZ 2019 L etztens habe ich eine Szene zwi- schen zwei Kindern beobachtet, als sie zusammen im Sandkasten waren. Ein Junge baute aus Sand ein Ufo. Neben ihm baute ein Junge ebenfalls aus Sand ein Ufo. Als sie fertig waren, sagte der eine zum anderen völlig entrüstet: «Hey, das hast du mir nachgemacht!» Der andere Junge schürzte die Lippen und schaute betreten mit gesenktem Kopf auf den Boden. Grundsätzlich ist es doch so, dass die Menschen durch Nachahmen voneinan- der lernen. In der Wissenschaft spricht man auch vom Nachahmungslernen, Imitationslernen, Beobachtungslernen und Modelllernen. Als entscheidende Grundlage und wichtiges Beispiel für soziales Lernen, ist Nachahmungslernen auch eine essentielle Voraussetzung für die Entstehung und Entwicklung von Kultur. Sowohl Tiere als auch Menschen beobachten ihre Umgebung und auch die eigenen Artgenossen und deren Verhalten. Erweist sich ein bestimmtes Vorgehen als erfolgreich, so wird es oftmals von einem anderen Lebewesen nachgeahmt. Das Lernen durch Nachah- mung findet sogar über Generationen statt, das Wissen wird so übertragen. Damit Nachahmung funktioniert, setzt es intensives beobachten voraus. Es ist doch ein Geschenk an die Men- schen, die beobachten, dass sie nach- gemacht werden. Dass sie sehen, wer mir was nachmacht oder wie sie die Idee weiterentwickeln. Der Junge, der die Idee für das Ufo nachgemacht hat, könnte doch auch wertschätzend zu dem anderen Jungen sagen: «Ja, ich fand deine Idee so toll, dass ich das nach- gebaut habe. «Nur schau!», würde er sagen, «Ich habe zwei Ausgänge gebaut, da kann der andere Ausgang als Fluchtweg benutzt wer- den.» Der Junge könnte offen zugeben, dass er das nachgemacht hat und die Idee toll fand und sie sogar weiterentwickelt hat. Wenn Konkurrenzdenken schwindet oder sogar gänzlich verschwindet, ist das eine Win-win Situation für alle! Ich bringe jemandem etwas bei, der macht es nach. Wenn das Bewusst- sein dahingehend ist, dass es dann sichtbar geschätzt wird, dann bestärkt mich das in meinem Tun. Dadurch entwickle ich mich weiter und ich kann durch die Weiterentwick- lungen meiner Nachahmer wieder dazulernen. Dann haben alle etwas davon, denn wir haben nie ausgelernt. Ich wünsche mir, dass wir weit- aus verbundener miteinander unterwegs sind, anstatt das Konkurrenzdenken, «Wie viel, wer vom Kuchen abbekommt», zu fördern.» Denn wir sind alle gemeinsam auf der Reise. Es geht sogar noch einen Schritt weiter, wenn Nachahmer dazu ermutigt werden, ihren Weg zu gehen und sie dabei auch mal energisch da- ran erinnert werden, ihre Vorbilder und Vorzei- ger wertschätzend zu erwähnen, dass sie sogar darin bestärkt werden, ihren authentischen Weg zu gehen. Das gibt doch ein ganz anderes Gefühl. Daraus können gemeinsame neue Ideen entstehen. Man schliesst sich zusammen, entwickelt zusammen und schaut gemeinsam, wie die Idee verbessert werden kann. Diese Entwicklung der Nachahmung ist für mich Co-Creation, im Kre- ativprozess mit mehreren Personen eine neue Form der Wertschöpfung zu entwickeln. Genau an diesem Punkt meiner Gedanken bin ich Alexander Freiherr von Humboldt (1769-1859) zu Dank verpflichtet, er sagte: «Die Natur muss gefühlt werden, wer sie nur sieht und abstra- hiert, kann….Pflanzen und Tiere zergliedern, DI (FH) Nadja Hillgruber Naturpädagogin Redaktionsleiterin für das digitale Fachblatt »Infothek Waldkinder«, Vorstandsmitglied Projektleiterin Naturprojekte bei der Feuervogel Genossenschaft für Naturpädagogik in der Schweiz www.feuervogel.ch
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