LERNEN MIT ZUKUNFT
information & schule Individualismus erhalten: 4 | MÄRZ 2019 A ls ich vor ein paar Jahren noch zur Schule ging, interessierte es kaum jemanden, wie erfolgreich das Schulsystem in Finnland oder in Südkorea war. Erst mit der Globalisierung und dem immer stärker werdenden Wettbewerb begann man, Bildungssysteme zu vergleichen. Nun sind wir an einem Punkt angelangt, wo gerade die Bildung als Garant für die internationale Wettbewerbsfähigkeit gilt. Vergleichstests, Rankings, Mes- sungen und Kompetenz-Checks sollen die Antworten auf viele Fragen geben. Das organisierte Lernen soll ständig effizienter werden. Schüler laufen deswegen seit Jahren Gefahr, immer stärker in die Denke der neoliberalen Verwertbarkeit eingespeist zu werden – um letztendlich als nütz- liche Produkte auf einem umkämpften Markt zu landen. Die freie Entfaltung, kritisches Denken, Kreativität usw. ge- raten ins Hintertreffen – sie gelten auch als kaum messbar. Die Folge ist Stress, immer mehr Schüler und Lehrer schlittern in Burn-outs, Schü- ler verweigern sich dem Schulsystem usw. Die Intensivierung, „Industrieali- sierung“ und Internationalisierung der „Schul-Wirtschaft“ hat ihren Preis. Ich muss dabei unweigerlich an die In- tensivierung der Landwirtschaft denken. Jahrzehntelang galt sie als Beleg dafür, wie sehr der Mensch die Leistungen der Natur verbessern konnte. Monokulturen, Düngemittel, Unkraut- und Schädlings- vernichtungsmittel, neue Züchtungen NACHHALTIGE ENTWICKLUNG DER GESELLSCHAFT UND IHRER AKTEURE und nicht zuletzt die Gentechnik garan- tierten eine Steigerung des Ernteertrags um ein Vielfaches. Die Industrialisierung schien Wunder zu wirken, die Geldkassen einiger weniger Konzerne klingelten kräf- tig. Nun stehen wir vor einem Desaster. Der ehemalige Traum von der Leistungs- und Profitmaximierung im Ernährungssek- tor weicht immer mehr einem Alptraum. Viele Böden gelten als unfruchtbar, Nutztiere, die wie Waren behandelt werden, leiden immens, Insekten und viele Vogelarten steuern einem Kollaps zu. Besonders das Sterben der Insekten lässt Biologen erschauern, stehen sie doch am Anfang der Nahrungskette und sind für die Fortpflanzung unzähliger Pflanzen- arten maßgeblich. WIRD DIE SCHULE NICHT VON DER- SELBEN DENKE IMMER STÄRKER ERFASST? Sind unsere Schulen nicht auch Mono- kulturen, in denen wir denselben Typ Schüler – benötigt von einer oftmals auch lebensfeindlichen Wirtschaft – produzie- ren wollen? Setzen wir nicht auf unnatürliche Lernräu- me? Verlieren wir nicht auch die „Biodi- versität“ an Schülerpersönlichkeiten bei dem Versuch, Schule mess- und handelbar zu machen? Füttern wir unsere Schüler nicht auch mit „pädagogischen Fertigprodukten“? Und gehen nicht auch Lebensräume der Seelen-Landschaft verloren, die Wildheit des ursprünglichen Lebens, die Artenviel- falt an Potentialen? „Diese Menge an eingesperrten Tieren, von deren Ressourcen wir zehren – ist das nicht ein Sinnbild für Gerald Ehegartner Lehrer, Autor, Naturpädagoge und Visionssucheleiter „Akademie für Potential- entfaltung“, „Lernwelt“; www.geraldehegartner.com Die Ökologie des Lernens Kopfsprung ins Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem sprengte Autor: Gerald E hegartner Verlag: tao.de – Kamphausen
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