LERNEN MIT ZUKUNFT

information & erziehung 24 | MÄRZ 2020 Erziehung ist (k)ein Kinderspiel: SICH MIT DEN EIGENEN GEFÜHLEN, GEDANKEN UND ENTSCHEIDUNGEN AUSEINANDERSETZEN Wie bin ich Vorbild? Mag. a Maria Neuberger- Schmidt Autorin und Gründerin Verein Elternwerkstatt www.elternwerkstatt.at Foto: Ingrid Perger Elternwerkstatt W as nützt die ganze Erzie- hung – sie machen einem ja doch alles nach! - Dieser Ausspruch von Karl Valentin löst oft Heiterkeit aus und macht klar, dass es in der Erziehung vor allem auf das gelebte Vorbild ankommt. Romano Guardini sagt dazu: „In erster Linie zählt, was du bist, in zweiter Linie das, was du tust und erst danach das, was du sagst.“ Wie bin ich Vorbild? Auch Sie haben Feh- ler und Schwächen? Keine Angst, es geht um das Echtsein, nicht um das Perfekt- sein. Wichtig ist der Mut zur Wahrheit und Ihre Bereitschaft, an sich zu arbeiten. ECHTSEIN GEHT VOR PERFEKTSEIN Dann geht es darum, Ihrem Kind vorzu- leben, was Sie ihm vermitteln möchten. Seien Sie wachsam gegenüber Ihrer eige- nen Widersprüchlichkeit. Sie verlangen von Ihrem Kind, ruhig und beherrscht zu reagieren, platzen aber vor Zorn, wenn es widerspricht? Sie predigen Ehrlichkeit, finden aber nichts dabei, sich gelegent- lich mit einer Notlüge zu behelfen? Ihr Kind soll schön sprechen, Sie aber fluchen „wie ein Kutscher“ im Auto? VORBILD HAT LANGZEITWIRKUNG Manche Eltern versichern: „Ich bemühe mich ehrlich, ein gutes Vorbild zu sein. Trotzdem macht mein Kind genau das Gegenteil!“ Dazu möchte ich sagen: Erziehung ist vielschichtig. Jedes Kind ist anders und reagiert anders. Vielleicht gibt es Krisen im Familienleben oder Störungen von außen. Vielleicht hat Ihr Kind das Gefühl, Sie drängen ihm Ihre Vorstellungen auf und reagiert deshalb mit Opposition. Das rechte Wort zur rechten Zeit hat eine große Macht und Ihr Kind braucht klare Worte – sparsam, treffend, Worte mit Verständnis. Vor allem aber sollten sie nicht im Widerspruch zu Ihren Taten und zu Ihrem Sein stehen, sonst stiften Sie Verwirrung und Ihr Kind verliert die Achtung vor Ihnen. Wenn Sie aber wohlwollend, ehrlich und nach bestem Wissen und Gewis- sen reden und handeln, dann werden Sie die Wirkung nicht verfehlen – über kurz oder lang. Illustration: © Eugen Kment

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