LERNEN MIT ZUKUNFT

In Prizren/Kosovo: ORT DES LERNENS, DER BEGEGNUNG, DER ZUFLUCHT Die Anfänge des Tranzit Centre 16 | MÄRZ 2021 Fotos: © Samir Karahoda Mag. a Katharina Wagner PR & Kommunikations- verantwortliche CONCORDIA Sozialprojekte www.concordia.or.at D ie 2008 ausgerufene Republik Kosovo ist neben der Republik Moldau das ärmste Land Euro- pas. Nach Angaben des UNICEF- Büros in Prishtina lebt jedes fünfte Kind im Kosovo in Armut. Mehr als 60 % der Kinder der Roma und Ashkali leben in absoluter Armut, über 30 % in extremer Armut. Der Kosovo ist sowohl historisch als auch demographisch ein sehr junger Staat. Das Durchschnittsalter der 1,9 Millionen KosovarInnen beträgt 30,5 Jahre. Die Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen ist sehr hoch. DIE ARMUTSFALLE Eine Autostunde von der Hauptstadt Prishtina nahe der albanischen Grenze liegt die kosovarische Kleinstadt Prizren. In der verarmten Nachbarschaft Tranzit, in dem vorwiegend Roma-Familien der Bevölkerungsgruppe der Ashkali le- ben, mangelt es oft an den einfachsten Dingen. Viele haben kein fließendes oder kein warmes Wasser, keine medizinische Versorgung. Zehnköpfige Familien schlafen zum Teil auf engstem Raum zusammen. Wird jemand krank, gibt es keine Versorgung. Mit den 250 Euro im Monat, die den meisten Familien maxi- mal zur Verfügung stehen, ist nicht mal die Deckung der Nahrungsmittel gesi- chert. Kinder gehen oft nicht zur Schule, oder brechen die Schule früh ab, um mit Gelegenheitsjobs ihren Beitrag zum Familieneinkommen zu leisten. Angrenzend an diese Nachbarschaft befindet sich das Loyola-Gymnasium. 2016 begannen unter der Leitung der beiden Jesuiten Moritz Kuhlmann SJ und Axel Bödefeld SJ SchülerInnen des Gymnasiums mit den Familien im Viertel Kontakte zu knüpfen und ein Freizeit-Programm für die Kinder in der Nachbarschaft anzubieten. Die Brücke, die damit geschlagen wurde, war der Startschuss einer Begegnung auf Augen- höhe, eine Bereicherung sowohl für die Schü- lerInnen des Loyola-Gymnasiums als auch für die Familien in Tranzit. Aus den Kindern, die damals von den ersten Aktivitäten profitierten, sind mittlerweile Erwachsene geworden, die selbst das Programm aktiv mitgestalten. Einer davon ist Laminat (18 Jahre). Er hilft mit, gleichzeitig unterstützt man ihn dabei, seinen eigenen Schulabschluss, den er nicht abschlie- ßen konnte, nachzuholen: “Ich möchte, dass die Kinder hier nicht die Schule abbrechen, so wie ich es in der siebten Klasse getan habe. Mein Wunsch ist, dass die Kinder von Tranzit eine bessere Zukunft haben.“ Die jungen MitarbeiterInnen aus der Commu- nity selbst machen das Projekt aus. Über ein Scholarship erhalten sie die Möglichkeit, eine Ausbildung nachzuholen, während sie weiterhin im Tranzit eingebunden sind. MEHR ALS NACHMITTAGSBETREUUNG Aus den Freizeitaktivitäten, die anfangs aus- schließlich im Freien stattfinden mussten, wurde ein Bildungszentrum mit geregelten Öffnungs- zeiten, Lernbetreuung und einer Musikschule mit eigenem Kinderorchester. Egzolla Dullaj ist eine der Musiklehrerinnen im Tranzit: „Es ist

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