LERNEN MIT ZUKUNFT
Babette Reineke Hannover, Deutschland Man ist nie zu alt: TROTZ DER WUNDER VON WISSENSCHAFT UND TECHNIK SIND DIE TIEFEN MENSCHLICHEN PROBLEME GEBLIEBEN (Dalai Lama) Die Technik und ich 28 | MÄRZ 2021 S chaue ich heute auf mein Leben, ist mir, als blätterte ich in einem wun- dersamen Buch. Schier unglaub- lich, wie sich die Welt verändert hat! Unglaublich auch, dass mich nur noch ein läppisches Jahrzehnt von dieser magischen “Hundert“ trennt! Auch das ist ein Wunder und eine Gnade zugleich. Als mein Leben begann, drehte sich das Rad der Zeit noch gemächlicher und meist mit Handantrieb. Damals wurde noch alles mit der Hand gemacht, das Säen und das Ernten, das Feuer im Herd, ja sogar die Liebesbriefe! Die erste “Maschine“, die ich kennenlernte, war Mutters Nähmaschine, die noch “Hand & Fuß“ beanspruchte und deren vertrautes Rattern mich oftmals in den Schlaf begleitete. Später dann in der Schule, kam die Rechenmaschine, die gar keine Maschine war, sondern aus zehn ver- schiebbaren Holzperlenreihen in einem Holzgestell bestand. Ich mochte sie nicht. Zahlen waren nicht mein Fall. Viel lieber kritzelte ich Buchstaben auf meine Schie- fertafel, an der ein Feuchtschwämmchen samt Trockentüchlein hing. Ich bevor- zugte das Schreiben und Bäume wachsen nun mal nicht in den Himmel! Die Technisierung wuchs weiter, viel schneller als ich. Dank menschlichem Erfindergeist drehte sich das Rad des Lebens nun viel schneller und mit Elek- trokraft. Diese brachte viel Erleichterung, besonders im Arbeitsalltag und auch mehr Freizeit und Wohlstand. Glücklich aber machte sie nicht! Denn mit dem Wohlstand wuchs auch die Lust auf mehr Profit: “Schneller, höher, weiter!“ So das Motto. Doch Herz und Seele zu sehr an den Mammon zu hängen, ist von Übel. Davon konnte schon Meister Goethe, in seinen noch heute aktuellen Balladen, ein Liedlein singen: „Die Gei- ster, die ich rief, ich werd sie nimmer los.“ Meiner Generation mag das noch in den Ohren klingen! Es erstaunt mich immer wieder, wie heutzutage schon die Kinder mit der Technik umgehen können. Als ich das erste Mal zu einem Telefon gerufen wurde, hielt ich prompt das falsche Ende des Hörers an mein Ohr. Unvor- stellbar für die heutige Generation. Wenn mir heute Menschen auf der Straße begegnen, die nur auf ihr Han- dy schauen und schier in mich hinein- rennen, da vergeht mir das Lachen! Kein Blick mehr für den anderen, für die Schönheit der Natur. Mir scheint, dass das Leben an diesen Menschen vorbeigeht. Ich weiß sehr wohl die Technik zu schätzen und erinnere mich noch gut, als wir in der Alten- und Krankenpflege erstmals einen Lifter einsetzen konnten. Was für ein Segen! Doch auch mit ihm mussten wir lernen, richtig umzugehen,
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