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Ausbildung im sozialen Umfeld: MEHR ALS NUR EINE DIENSTLEISTUNG Berufsbild Sexualbegleitung 18 | MÄRZ 2022 Die Lösung ist in vielen Ländern eine professionelle Sexualbegleitung. Das ist eine Person, die Menschen mit Behin- derung hilft, die eigene Sexualität zu entdecken. Die Kosten dafür werden in Österreich allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen, wie es zum Beispiel in den Niederlanden der Fall ist. Durch eine professionelle Sexualbeglei- tung / Sexualassistenz können sexuelle Übergriffe zum Beispiel auf PflegerInnen und Grenzüberschreitungen verringert werden. Es gibt derzeit zwei qualitativ hochwer- tige Ausbildungsmöglichkeiten, um der Tabuisierung des Themas entgegenzu- wirken und sexuelle Dienstleistungen für ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen zu ermöglichen. Die Ausbildung zur Sexualbegleitung / Sexualassistenz wird in Wien von SOPHIE und der Volkshilfe Wien angebo- ten und in der Steiermark von Lialin, der LIBIDA-Sexualbegleiterin angeboten. Die Teilnehmerinnen erlernen fundiertes theoretisches und praktisches Wissen im Umgang mit alten Menschen und Men- schen mit Beeinträchtigung. Sie werden geschult alte Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen achtsam und professionell in ihrer Sexualität zu begleiten. Darüber hinaus erlangen sie Wissen über die rechtlichen und strukturellen Rah- menbedingungen der Sexualassistenz / Sexualbegleitung kennen. S ehnsucht nach körperlicher Nähe hat jeder Mensch. Doch für man- chen Menschen mit Behinderung oder für Menschen im hohen Alter ist es schwer, die eigene Sexualität zu leben. Darüber hinaus ist die Sexualität von Menschen mit Behinderung oft ein gesellschaftliches Tabuthema. Darüber wird nicht gesprochen. Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit Gesundheit insgesamt, mit Wohlbe- finden und Lebensqualität verbunden. Sie ist ein Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexu- alität; es ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen. 2008 ist die UN-Behindertenrechtskon- vention in Kraft getreten, wonach auch jeder Mensch mit Behinderung ein Recht auf körperliche Liebe und Sexualität hat. Damit setzt die sexuelle Gesundheit eine positive und respektvolle Haltung zu Sexualität und sexuellen Beziehungen voraus sowie die Möglichkeit, ange- nehme und sichere sexuelle Erfahrungen zu machen, und zwar frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt. Sexuelle Gesundheit lässt sich nur erlangen und erhalten, wenn die sexuellen Rechte der Menschen geachtet, geschützt und erfüllt werden. Unbefriedigte Sexualität im Alter und bei Menschen mit Beeinträchtigung, löst bei den betroffenen Personen und ihrem Umfeld einen hohen Leidensdruck aus. Dipl.Ing. Alexander Ristic Associated Press Austria

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