LERNEN MIT ZUKUNFT
DI Roswitha Wurm Dipl. Lerndidaktikerin Lese- und Recht- schreibtrainerin, Kinderbuchautorin Interaktive Lesungen an Schulen buchbar unter: www.lesenmitkindern.at Mehrsprachige Kindererziehung: KENNST DU VIELE SPRACHEN - HAST DU VIELE SCHLÜSSEL FÜR EIN SCHLOSS (Voltaire) Tipps für den Familienalltag 6 | MÄRZ 2022 mehrsprachig erzogener Kinder, Mag. Zwetelina Ortega, „manchmal kommt es zu Differenzen mit den Großeltern, die die jeweilig andere Sprache des Enkel- kindes oder des Schwiegerkindes nicht sprechen. Ein offenes Gespräch mit Oma und Opa hilft, um klar zu machen, dass es nicht darum geht jemanden sprach- lich auszuschließen, sondern um die natürliche Kommunikation mit dem Kind. Kleinkinder sind verwirrt, wenn sie von der Mama plötzlich mit einer anderen Sprache angesprochen werden.“ Meist beherrscht das Kind die Sprache, die in der Familie gesprochen wird, zunächst besser. Das ist kein Grund zur Sorge, sondern eine normale Entwick- lung. Eine ausgeglichene Sprachkompe- tenz in zwei oder mehreren Sprachen ist sehr selten. Sobald das Kind allerdings in eine Betreuungseinrichtung kommt, verändert sich die Dominanz in Richtung Umgebungssprache. Ortega, die ein Beratungszentrum für Mehrsprachige Erziehung in Wien leitet, erklärt: „Bereits im Kleinkindalter kann man mit dem Kind über seine Mehrspra- chigkeit sprechen und dem Kind Fragen stellen wie z.B. „Weißt du wie der Papa zu diesem Gegenstand sagt?“ oder „Wie nennst du das im Kindergarten?“. Und wenn das Kind die Sprachen mischt? Das gehört zur frühen zweisprachigen Entwicklung dazu. Mit der Zeit und J uan stammt aus Spanien, Maren aus Dänemark. Beide leben seit ihrer Kindheit in Österreich. Als die beiden gemeinsam eine Familie gründen, sind sie sich einig: ihre Kinder sollen beide Sprachen und Kulturen kennen- und lieben lernen. Kann das gelingen? Wichtig ist, dass jeder Elternteil in der Kommunikation mit dem Kind konse- quent bei seiner Sprache bleibt. Diese elternbezogene Sprache vermittelt dem Kind die emotionale Sicherheit, die es für den Spracherwerb und die Identitäts- findung benötigt. Juan spricht Spanisch mit den Kindern, Maren Dänisch. Im Kindergarten und in der Nachbarschaft lernen die Kinder Deutsch. Wenn Gastkinder zu Besuch sind, lockert Maren ausnahmsweise die „Eine Person eine Sprache“-Regel: „Dann spreche ich auch mit meinen Kin- dern Deutsch, um das Gastkind nicht auszuschließen.“ „Wichtig ist, dass die Eltern sich selbst einig sind über ihre multilinguale Erziehung. Dann wird sie auch meist von der Umgebung akzeptiert“, weiß die Linguistin und Mutter zweier Foto: © Felix Lichtenfeld | pixabay.com
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