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information & wissenschaft Mehr Herz(en) für die Mitmenschen: Freiwillig und unentgeltlich 14 | JUNI 2019 DANK GENTECHNIK KOMMEN BALD AUCH TIERE ALS SPENDER FÜR GANZE ORGANE IN BETRACHT Thomas Kolbe Fachwissenschaftler für Versuchstierkunde, Ao. Prof. für die Service-Plattform Biomodels Austria Veterinärmedizinische Universität Wien D ie Überschrift ist ausnahmswei- se kein Appell für mehr Mitge- fühl gegenüber dem Nächsten. Es ist ein Hinweis auf den aku- ten Mangel an Transplantationsorganen. 2017 betrug die Wartezeit auf ein Spen- derorgan bis zu 39 Monate. 780 Patien- tinnen und Patienten standen 2017 in Österreich auf der Warteliste, 206 haben in dem Jahr eine Organspende bekom- men. Durch die Lungentransplantation bei Niki Lauda wurde das Thema wieder stärker an die Öffentlichkeit gebracht. Dabei führte bereits 1967 Christiaan Barnard in Südafrika die erste Herztrans- plantation durch. In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts machte die noch junge Transplantationsmedizin durch Erkenntnisse aus Tierversuchen große Fortschritte. Alle Versuche an menschlichen Patienten endeten bis da- hin tödlich. Vornehmlich an Hunden als Versuchstiere entwickelte man wichtige Techniken wie die HLA-Typisierung zur Überprüfung der Organkompatibilität und die Nutzung von Herz-Lungen-Ma- schinen für den mehrstündigen Eingriff. Inzwischen beherrschen die Trans- plantationschirurgen ihr Handwerk sehr gut. Allein der seit Jahrzehnten herrschende Mangel an Spenderor- ganen ist immer noch akut. Daher kam man schon früh auf die Idee, Organe von Tieren für menschliche Patienten zu nutzen. Das geht aber nur, wenn die Oberflächenmarker der Tiere durch gentechnische Veränderungen, de- nen des Menschen angeglichen werden. Da sich menschliche und tierische Zellen in einer Vielzahl von Rezeptoren, Signalmo- lekülen und Botenstoffen unterscheiden, war das bisher ein Weg, der dem Ziel kaum näher gekommen ist. Seitdem die Genschere CRISPR/ Cas bekannt ist, schreiten die Forscher aber mit großen Schritten voran. Denn mit diesem molekulargenetischen Werkzeug kann man gleich Dutzende von genetischen Veränderungen auf einmal durchführen. In München sind derart Schweine erzeugt worden, deren Herzen nach Transplantation in Paviane 6 Monate lang pro- blemlos funktionierten. Die Chancen, dass solch ein Schweineherz auch in einem Menschen seine Funktion erfüllt sind recht groß. Daher werden sicher bald klinische Versuche an Patienten erfolgen. Einen anderen Weg gehen Forscher, die ein Or- gan aus rein menschlichen Zellen in einem Tier heranzüchten möchten: In ersten Versuchen ist es gelungen, in Ratten, welche keine Bauchspei- cheldrüse bilden konnten, durch Einpflanzen von Mäusestammzellen eine für Mäuse geeignete Bauchspeicheldrüse zu züchten. Denkbar wäre es also, in Schweinen ohne eigene Bauchspei- cheldrüse mit menschlichen Stammzellen eine patienteneigene menschliche Bauchspeichel- drüse zu züchten. Wenn wir die Schweine zu Millionen schlachten, um Schnitzel auf dem Teller zu haben, dann wären ein paar Hundert Schweine als Organspender kein größeres ethisches Problem. Und da die Stammzellen vom Organempfänger stammen würden, bräuchte man sich um eine mögliche Abstoßungsreak- tion gar keine Sorgen mehr machen. Wenn es da nicht zwei Probleme gäbe: Die Stammzellen bilden nicht nur das fehlende Organ aus, sie finden sich u.a. auch im Gehirn und in den Fortpflanzungsorganen der Schweine. Und da wird es dann ethisch schon sehr bedenklich.

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