LERNEN MIT ZUKUNFT

information & erziehung Erziehung ist (k)ein Kinderspiel: VERNUNFT, NICHT HÄRTE SOLL DIE JUGEND ZÜGELN. (PUBLILIUS SYRUS, 1. JH.V.CHR) Die blauen Haare Mag. a Maria Neuberger- Schmidt Autorin und Gründerin Verein Elternwerkstatt www.elternwerkstatt.at Foto: Ingrid Perger Elternwerkstatt 28 | JUNI 2019 Illustrationen: D ie Mutter tritt ins Zimmer, um ih- rem 14-jährigen Sohn gute Nacht zu wünschen. „Mama, darf ich mir die Haare blau färben?“ ie Mutter ist überrascht und fühlt sich überrumpelt: „Bist du wahnsinnig? Kommt überhaupt nicht in Frage!“ Eine andere lässt sich vielleicht von den Überredungskünsten ihres Sohnes zu einer vorschnellen Zustimmung verleiten, die sie später bereut. Kinder in der Pubertät sind hervorra- gende Taktierer und wissen sehr genau Bescheid über die Schwachpunkte ihrer Eltern und wie sie ihnen Zusagen „abknöpfen“ können. Es ist auch nicht immer leicht, ebenso schlagfertig zu sein wie sie. Hüten Sie sich vor vorschnellen Antworten, wenn Sie schockiert, über- rascht oder einfach unsicher sind. ES IST OK, WENN SIE IHRE BETROFFENHEIT ZEIGEN „Wie bitte?!“, „Oh!“ oder warum nicht auch die oben gebrauchte Schockformel - einfach um sich zunächst einmal Luft zu verschaffen. Wenn Sie der Meinung sind, dass für ein ausführliches Gespräch jetzt keine Zeit mehr ist, und Sie die Überrumpelungstaktik nicht akzeptieren, dann sagen Sie das auch: „Ich fühle mich jetzt überrumpelt.“ Die „Ball-zurück“ Methode kann Ihnen jetzt helfen: „Wieso hast du dieses Thema nicht vorhin schon angesprochen, als wir gemütlich im Wohnzimmer saßen? Ich möchte keine voreilige Entscheidung treffen. Erkläre mir bitte morgen Nachmittag, was dir daran so gefällt.“ VERSCHAFFEN SIE SICH EINE NACHDENKZEIT Überlegen Sie sich in der Zwischenzeit, wie Sie persönlich zu blauen Haaren oder ähnlichem stehen und wie viel Entscheidungsfreiheit Sie Ihrem Sohn schon zugestehen. Damit haben Sie für sich Ihre Einstellung und Ihren Verhand- lungsspielraum überdacht. Überlegen Sie auch, mit welchen Argumenten Ihr Sohn kommen könnte und wie Sie darauf eingehen werden. Folgende Fragen sollten Sie sich stellen: Wie sieht Ihre Erziehungssituation insgesamt aus? Ist Ihr Sohn zuverlässig und paktfähig? Ist es ein Teil seiner Strategie „vom kleinen Finger zur ganzen Hand“? Gibt es noch wesentlich gravierendere Fragen als seine Haarfarbe? Wenn es in einen Machtkampf hineinführt: Wie wichtig ist es, ihn zu gewinnen? Haben Sie die Nerven dazu? Wie gut stehen überhaupt noch Ihre Kar- ten? Wer kann Sie unterstützten? EGAL, WORUM ES GEHT, HÖREN SIE SICH DIE MEINUNGEN, FANTASIEN UND „SPINNEREIEN“ IHRER KINDER AN. Dabei erfahren Sie vieles und vermitteln ihnen das Vertrauen stärkende Gefühl

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