LERNEN MIT ZUKUNFT
29 | JUNI 2019 information & erziehung Fotos © pixabay.com © Eugen Kment „Meine Eltern nehmen mich ernst.“ Wenn Sie ihnen gleich die verrückte Idee ausreden, können Ihre Argumente noch so einschlägig sein – sie wollen es jetzt nicht hören! Mehr erreichen Sie, wenn Sie Fragen stellen, die sich Ihr Kind sel- ber beantworten kann, wie z.B. hier bei Patrick: „Wie kommst du auf die Idee?“ „Was gefällt dir denn so sehr daran?“ – Zei- gen Sie Verständnis für seine Sicht- weisen, fassen Sie zusammen, was Sie gehört haben und bringen Sie es auf den Punkt, damit er seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse hinterfragen lernt, z.B.: „Ach so, X, Y, und Z haben auch blaue Haare und du willst zur Clique dazu gehören...“ oder zielorientiert „Was hast du davon?“ „Welchen Eindruck willst du damit machen?“ Stellen Sie die richtigen Fragen, aber nicht zu viele davon. Achten Sie darauf, ob Patrick einen lo- ckeren Redefluss hat oder ob Abwehr da ist. Keines- falls sollte er sich „verhört“ fühlen. KLÄRENDE FRAGEN STELLEN – ABER KEIN VERHÖR Danach können Sie Sachfragen erörtern wie die Auswirkungen von Bleichen und Färben auf die Haare, etc. Schließlich kommt der Moment, wo Ihre ehrliche, persönliche Meinung Platz hat. Wahr- scheinlich müssen Sie Einwände behan- deln, wie „Du verstehst nichts davon..“ Wenn Sie wirklich nichts von blauen Haaren halten, dann sagen Sie dies im Klartext, aber wieder mit Verständnis: „Du wirst enttäuscht sein, aber ich sage nein aus folgenden Grün- den:..“ WANN IHRE MEINUNG ZÄHLT Sie können auch eine grundle- gende Regel dazu aussprechen, die da beispielsweise lauten könnte: „Bis 14 möchte ich bei deiner Kleidung, bis 16 bei deinen Haaren und bis 18 bei bleibenden Verän- derungen wie Peercings mitreden. Ich möchte nicht, dass du mir später einmal den Vorwurf machst: „Wie konntest du das nur erlauben?“ Für viele Kinder und Jugendliche ist es eine regelrechte Entlastung, wenn Eltern nein sagen und sie sich so leichter einem insgeheim unangenehmen Gruppendruck entziehen können, auch wenn sie vorder- gründig über die „Alten“ oder „Grufties“ schimpfen. Wenn Patrick auf stur schaltet, dann kann es helfen, die Zustimmung von einer Be- währungsprobe abhängig zu machen (z.B. das Resultat der nächsten Schularbeit) und eine Probezeit zu vereinbaren, z.B. 14 Tage, damit er sich mit blauen Haaren erleben kann. Schön ist es, wenn anschließend offen darüber ausgetauscht werden kann. Bei allem Verständnis: die Führungskompe- tenz sollten Sie sich nicht entreißen lassen. Das brauchen Jugendliche mehr als blaue Haare.
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