LERNEN MIT ZUKUNFT

information & integration Mehrsprachigkeitsansatz: ˇ Der Schlüssel zur sozialen Welt 26 | JUNI 2020 SPRACHENSENSIBLE GESTALTUNG DES PÄDAGOGISCHEN ALLTAGS LITERATUR Krumm,H.J. (2017): Mehrsprachigkeit als Ziel und als Rahmenbedingung. Vortrag im Rahmen von BIG am 24.10.2017 List, G. & List, G. (Hg.) (2001): Quersprachigkeit. Zum transkultu- rellen Registergebrauch in Laut- und Gebärdensprachen. Stauffenburg, Tübenburg. Tracy, R. (2008): Wie Kinder Spra- chen lernen. Und wie wir sie dabei unterstützen können. Francke Verlag Dr. in Karin Steiner zuständig für pädagogische Entwicklungen und Bildungskooperationen bei den Wiener Kinderfreunden Foto: Felix Zangerl E in bewusster Umgang mit der Res- source Sprache ist ein bildungs- politisches Ziel ersten Ranges. Denn diese hat die Aufgabe, junge Menschen zu einem Leben in einer mehrsprachigen Welt unter den Bedin- gungen der sprachlichen und kulturellen Vielfalt zu befähigen. „Das bedeutet zum einen, Kinder und Erwachsene, die bereits mehrsprachig sind, nicht einsprachig zu machen, sondern ihre Sprachen und sprachlichen Fähigkeiten zu nutzen und zu erweitern; und das bedeutet zum andern, auch einsprachigen Kindern früh einen Zu- gang zu Mehrsprachigkeit zu eröffnen.“ (Krumm, 2017) Die Wiener Kinderfreunde stellen sich mit der Pilotierung eines neuen spra- chensensiblen Ansatzes in ihren Pilotein- richtungen dieser Aufgabe. WIE KANN EINE POSITIVE HALTUNG GEGENÜBER DER MEHRSPRACHIG- KEIT IM KINDERGARTEN-ALLTAG KOMMUNIZIERT WERDEN? Die Antwort ist Potentiale entdecken und Ressourcen entfalten; sowohl bei den Kindern als auch beim Team. Das gesamte System des Kindergartens wird hierbei einbezogen, um Sprachressour- cen optimal zu nutzen und alltagsin- tegrierter mehrsprachlicher Bildung institutionell einen Platz zu geben. Die Potentiale und Entwicklungen, die sich dabei zeigen, wenn Alle alle Sprachen sprechen dürfen, sind beeindruckend. Denn Kinder wollen von sich aus Spra- che lernen, weil diese für sie der Schlüs- sel zur sozialen Welt ist. Sie brauchen Deutsch als Brückensprache für anderssprachige Kinder und lernen sie in kür- zester Zeit, wenn sie dabei nicht zu sehr unter Druck gesetzt werden und sie keine Angst ha- ben müssen, dass man ihnen ihre Sicherheits- und Selbstbewusstseinssprache verbieten oder diese durch Deutsch verdrängen will. Denn sie wollen dazugehören und anerkannt werden. Kinder übernehmen neue Sprachmodelle umso rascher, je enger sie den/die SprecherIn ins Herz geschlossen haben. (W. Maier 1988:73) Sprechen und Sprachenlernen sind somit eine soziale Angelegenheit, für jüngere Kinder in ganz besonderem Maße, wo die Dominanz der Familiensprache noch die nächsten ein/zwei Jahre vorherrscht. Es ist daher wichtig, Räume zu schaffen, in denen Kinder gerne kommuni- zieren in kleinen Gruppen, mit verschiedenspra- chigen Bezugspersonen, so dass auch zurück- haltende Kinder gefördert werden können. KINDER ALS SPRACHEXPERTINNEN… Dürfen Alle alle Sprachen sprechen, bekommen Kinder so auch die Gelegenheit, als Exper- tInnen aufzutreten. Sie erleben, dass sie etwas Besonderes können, nämlich das Sprechen weiterer Sprachen. Diese Wertschätzung beeinflusst das Kind positiv in seiner Persön- lichkeitsentwicklung, da Sprache ein Teil seiner Identität ist. Wichtig jedoch ist, beim einzelnen Kind zunächst zu erkennen, was es bereits kann (inkl. der weiteren Sprachen!), es individuell zu fördern und da »abzuholen«, wo es gerade steht – dies gilt für alle Bereiche, auch für die Sprachentwicklung. Nimmt man Kinder in dieser Individualität

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