LERNEN MIT ZUKUNFT
Christian Estermann CONCORDIA Leiter des EduCampus in Rumänien 5 | JUNI 2020 information & entwicklung Christian Estermann war 3 Jahre Lektor am King’s College London (2003-06), dann Bildungsbeauftragter des Österreichischen Bildungsmini- steriums für Rumänien (2006- 2014). Seit 2015 ist er im Auftrag des BMBWF Leiter des Edu-Campus CONCORDIA in Ploie ș ti, auf dem sich auch die neue Volks- schule befindet. nien schnell und es ist wichtig, dass wir im Team flexibel bleiben, um darauf schnell reagieren zu können. Für neue Lehrerinnen und Lehrer – aus Rumänien oder Österreich – ist eine strukturierte Einfüh- rungsphase wichtig. Team-Teaching hilft den Lehrkräften, ihre unterschiedlichen Stärken in der pädagogischen Praxis einzu- bringen. Im Moment suchen wir noch österreichische Partnerschulen, die Know-How mit uns teilen und uns mit pädagogischem Material unterstützen. Schule soll ein Ort sozialer Inklusion sein. Wie willst du das sicherstellen? Ein wichtiger Baustein dafür ist sicher die ganztägige Betreuung und Förderung an unserer Schule: Sozial benachteiligte Kinder geraten oft ins Hintertreffen, weil sie von keiner Förderung am Nachmittag profitieren können. Aber selbst wenn die Eltern Bildung als Chance für ihre Kinder sehen, so ist es trotzdem für sie im täglichen Leben oft unmöglich, sich um die Kinder zu küm- mern, weil ein normaler Lebensstandard nicht finanziert werden kann oder die Familien groß sind und nicht viel Zeit für jedes Kind bleibt. Herausforderung wird auch die soziale Durchmischung außerhalb des Klas- senzimmers. Schüler aus armen Familien wohnen abgelegen und haben kaum Chance auf Austausch. Wir werden an der Volksschule neben der Förderung und Betreuung am Nachmittag auch Workshops für Schüler und Eltern anbie- ten, die nicht bei uns sind. W orin besteht deine ei- gene Motivation ge- nau hier in Ploie ș ti ein solches Bildungsprojekt aufzuziehen? Ich lebe seit 14 Jahren in Rumänien und habe eines gelernt: Für viele Sie- benjährige ist die Schulkarriere vorbei, bevor sie beginnt. Aus CONCORDIAs langjähriger Arbeit mit Familien aus den Armenvierteln wissen wir: Es braucht keine Sonder- schule für sozial benachteiligte Kinder, die sie noch weiter ausgrenzt, sondern eine Schule, in der diese gleichbe- rechtigt unterstützt werden und eine konkrete Chance bekommen. Im Frühjahr 2019 haben wir begonnen, eine rumänisch-österreichische Schule zu bauen, die wir im Herbst mit einer Pilotklasse eröffnen wollen. In Ploie ș ti, einer Stadt im Süden des Landes, be- steht dafür konkreter Bedarf. Es ist unsere Mission, uns um die verwundbarsten Menschen der Ge- sellschaft zu kümmern und sie auf dem Weg in ein eigenständiges Leben zu unterstützen. Ein offenes, für alle Kinder und deren Bedürfnisse ausge- richtetes Bildungsangebot zu schaffen ist gerade im Volksschulalter immens wichtig, um die Nachteile der Kinder auszugleichen und Vorteile aktiv zu schaffen. Kulturelle Unterschiede im Bil- dungssystem: Wo siehst du die größten Herausforderungen un- terschiedliche Herangehensweisen ans Unterrichten zu vereinen? Die Rahmenbedingungen und gesetz- lichen Vorgaben ändern sich in Rumä- In Rumänien: Volkschulprojekt CHRISTIAN ESTERMANN IM INTERVIEW
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