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45 | JUNI 2021 Unser „Trabant“ ist bereit für die Weiterfahrt nach Hause: Die neue Frontscheibe ist eingesetzt und unser Gepäck wieder eingepackt. Frontscheibe zu kaufen. Leicht war das nicht. Es bedurfte großer Überredungskünste und einer sehr reichlich bemessenen Bezahlung, bis uns endlich eine Werkstatt eine Scheibe überließ. Zurück auf dem Parkplatz, zogen wir dann gemeinsam mit Hilfe einer Wäscheleine die neue Frontscheibe ein. Am nächsten Tag fuhren wir glücklich nach Hause und freuten uns, daß wir am DDR-Grenzkontroll- punkt Bad Schandau unsere Pässe wieder durch die Seitenscheibe reichen konnten. Übrigens, die Scheibe hielt bis 1990, und unsere „Rennpappe“ (scherzhafte Bezeichnung für den Trabant) hat uns noch viele treue Dienste geleistet. die gleiche Prozedur: Die Grenzer und Zöllner lachten, klopften sich auf die Schenkel und winkten uns schließlich grinsend durch. Zum Ärger hatten wir nicht nur den Spott, es sollte noch schlimmer kommen. Weil unser Treibstoff zur Neige ging, fuhren wir an die nächste Tankstelle. Während der Tankwart das Benzin ein- füllte, kam ein junger Mann mit Lappen und Eimer auf unser Auto zugerannt, und ehe wir wußten, wie uns geschah, hatten wir einen nassen Lappen an der Backe! Der junge Mann hatte unsere Frontschei- be putzen wollen und zu spät bemerkt, daß da gar keine war! Wieder schallendes Gelächter, diesmal auf beiden Seiten, denn wir waren ja ohnehin naß vom ständigen Nieselregen. Weiter ging es, aber weil der Regen immer stärker wurde, steuerten wir den nächsten Parkplatz an. Es goß nun wie aus Eimern. Um uns und das Innere unseres Trabis zu schützen, legten wir unsere Luftmatratze vor den Rahmen der nicht mehr vorhandenen Frontscheibe. Wie waren wir glücklich, als ein Ehepaar mit seinem Wohnwagen vorbeikam, an- hielt und fragte, ob wir Hilfe brauchten! Sie luden uns in ihren Wohnwagen ein, wo wir uns erst einmal trockene Sachen anziehen konnten. Dann koppelte der junge Mann sein Auto vom Wohnan- hänger ab und fuhr mit meinem Mann in die nächstliegende Stadt, um eine

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