LERNEN MIT ZUKUNFT

weiter zu bieten hatte, entdeckte er etwas ganz Besonderes; plötzliche Ruhe, und er fand Zeit den weißen Möwen, die verspielt durch die Lüfte segelten, nachzublicken. „Hallo“, sagte Hans K. „Hola“, antwor- tete Pedro und er wusste sofort, dass er einen deutschen Urlauber vor sich hatte, und er freute sich deutsch sprechen zu können, denn in dieses abgelegene Nest hier verirrten sich nur selten Fremde. Pedro, der früher auf deutschen Schiffen über die Weltmeere gesegelt war, hatte dabei nicht nur die englische, sondern auch die deutsche Sprache gelernt. So fragte er auf Deutsch, schob seine Mütze aus dem Gesicht und ließ seine lachenden Augen sehen: Na, wie gefällt das Wetter?“ „Gut, gut“, sagte Hans K. erstaunt, deutsche Laute zu hören. Die Ruhe, die von diesem alten Dorfbe- wohner ausging, steckte an. Plötzlich fühlte sich Hans K. entspannt und wuss- te sofort, dass er die schönste Entde- ckung des Tages gemacht hatte. „Nicht immer umherjagen, besinnlich auf´s Meer gucken, dabei Glück emp- finden“, sagte Pedro, als hätte er Hans K´s innere Wandlung erahnt, „wir haben doch lange genug gearbeitet, nun ist Zeit für die Ruhe.“ Hans K. setzte sich neben Pedro auf ei- nen Stein, blickte zu ihm auf und sagte: „Ich weiß, vielleicht lernen wir es noch. Denn Sie haben recht: Man sollte den Sommer genießen, hier und jetzt.“ 28 | JUNI 2022 Harry Banaszak: HINGABE AN DEN AUGENBLICK WIRKT WIE ZUWENDUNG ZU SICH SELBST (Else Pannek) Die etwas andere Mentalität Foto: © Дарья Яковлева | pixabay.com B lauer konnte der Himmel nicht sein als in Giniginamar, und die Sonne nicht freundlicher, und das Meer nicht überwältigender. Hans K. war Tourist und mit seinem Mietwagen auf Tour. Er hatte den Ort auf dieser Insel nur durch einen Zufall entdeckt. Giniginamar, lag am Ende der Straße zwi- schen zwei Höhen ganz dicht am Wasser. Es gab kein Hotel, nur ein paar einfache weiße Häuser, ein paar Palmen und Büsche und eine Kirche, dann noch eine Gastwirtschaft, wo es guten Fisch zu essen gab, und eine Bodega mit zwei Tischen vier Stühlen und einer riesigen Theke. In der Bucht von Giniginamar plätscherten kleine Wellen unterhalb der Häuser, die un- wahrscheinlich dicht am Strand standen, so dicht, als gäbe es hier keine Stürme, keine bedrohliche See. Auf dem kurzen Strand aus Kieselsteinen lagen zwei Fischer- boote, daneben aufgetürmte Netze. Dahinter, auf einem Stuhl, der auch schon mal bessere Zeiten gesehen haben mochte, saß Pedro, ein alter Mann, der frühere Fischer des Ortes und blinzelte entspannt in die Sonne. Hans K. war auch schon älter und als Tourist düste er ruhelos, um ja nichts zu versäumen, von einer Ecke der Welt zur anderen. Immer auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten. Schließlich hatte er dafür bezahlt. Aber hier auf dieser Insel, an diesem Ort, der außer dieser friedlichen Idylle nichts Harry Banaszak geb. 1931 in Berlin

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