LERNEN MIT ZUKUNFT
5 | JUNI 2022 Foto: © Nicole Miranda | pixabay.com momentan auf Sie macht.) Dann senden Sie eine Ich-Botschaft ohne Machtwort, Vorwurf: „Mir ist es wichtig, dass du weißt, wie ich darüber denke... Vor allem möchte ich, dass du weißt, was du mir bedeutest und dass ich mir wünsche, dass du den richtigen Weg für dich findest.“ Wenn Sie solchermaßen loslas- sen, dann bleiben Sie Ihrem Kind Stütze und Orientierungshilfe und geben ihm vor allem die emotionale Sicherheit. Ins rechte Lot wird Ihr Sohn/Ihre Tochter dann aus eigener Kraft finden. Wir können unsere Kinder nicht vor allem bewahren und manchmal müssen sie anschei- nend auch schlechte Erfahrungen machen, aber wir können und sollen die Türen offen- halten. Wenn sie dann klein und angeschla- gen wiederkommen, ist es wichtig, dass Sie ihm die Wiedereingliederung ohne Gesichtsverlust ermöglichen. Kein belehrendes, süffisantes „Ich hab’s ja gleich gewusst!“, sondern ehrlich: „Ich freue mich, dass du wieder da bist“, „...dass du das einsiehst!“ Eine ehrliche Aussprache muss in Ruhe er- folgen. Jugendliche wissen diese Haltung zu schätzen, wenn sie es auch nicht im- mer gleich zugeben. Aber so kann er/sie aus Fehlern lernen und Ihre Beziehung wird immer mehr zu einer tragfähigen Basis für die Zukunft. Erziehung ist (k)ein Kinderspiel! WIEVIEL MAN JEMANDEN BEDEUTET, ERKENNT MAN VOR ALLEM AN DER ART UND WEISE SEINES BEISTANDES UND TROSTES, WENN MAN DURCH SCHWERE ZEITEN GEHT (Esragül Schönast) Dann mach‘ doch, was du willst! W enn die Unvernunft der Jugendlichen mit einer guten Portion Provokation und Sturheit einhergeht und sie auf keinen guten Rat mehr hören wollen, wissen Eltern oft nur noch eins darauf zu antworten: „Dann mach‘ doch, was du willst!“ Scheinbar entlässt dieser Satz in die Freiheit. In Wirklichkeit enthält er ein Ultimatum, setzt unter Druck. Jahre- lange, bemühte Erziehungsarbeit endet mit einem „Götz-Zitat“ – Das war’s! Die Türen fallen zu, man hat einander nichts mehr zu sagen. Ihre Mühe bleibt unbedankt oder der Dank wird auf den Pflichtanteil reduziert. „Dann mach‘ doch, was du willst!“ Bei diesem Satz kann folgendes zwischen den Zeilen durchschwingen: Enttäu- schung (Sie meinen es gut, doch man hört nicht auf Sie), gekränkte Eitelkeit (Man stellt Ihre Kompetenz in Frage), Wut („Das tut sie/er nur, um mich zu ärgern!“), Verzweiflung („Ich weiß mir nicht mehr anders zu helfen!“), Erpres- sung („Entweder du richtest dich nach meinen Vorstellungen oder du wirst sehen, wie du zurechtkommst!“). Durch den Widerstand Ihres Kindes fühlen Sie sich persönlich abgelehnt und reagieren – verzeihen Sie! – genauso pubertär wie dieses. KLARHEIT OHNE GESICHTSVERLUST Stattdessen könnte es in etwa so lauten: „Ich sehe, dass du momentan nicht bereit bist, auf mich zu hören!“ (Sie sagen, welchen Eindruck Ihr Kind Mag. a Maria Neuberger- Schmidt Autorin und Gründerin Verein Elternwerkstatt Foto: Ingrid Perger Elternwerkstatt information & gesellschaft
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