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information & forschung Veränderungen der Keimbahn: WER TRÄGT DIE VERANTWORTUNG FÜR DIESES TUN? Der Mensch greift gezielt ein Thomas Kolbe Fachwissenschaftler für Versuchstierkunde, Ass.-Prof. für die Service-Plattform Biomodels Austria Veterinärmedizinische Universität Wien Foto: © pixabay.com 18 | SEPTEMBER 2017 er . ker glossar Erbanlage: Einzelne, durch ein einzelnes Gen codierte Eigenschaft. Jeder Mensch trägt alle Erbanlagen doppelt, ein Satz stammt vom Vater, ein Satz von der Mutter. Genpool: Alle Erbanla- gen in einer Generation innerhalb einer Gruppe von Menschen, einer Volksgruppe oder der gesamten Menschheit. Keimbahn: Gesamtheit aller Erbanlagen, die von einer Generation zur Nächsten weitergegeben werden. V on wo nach wo fährt denn die Keimbahn und was soll daran umgebaut werden? Nun, die Keimbahn ist kein öffentliches Verkehrsmittel sondern bedeutet die Wei- tergabe des menschlichen Erbgutes von einer Generation auf die andere. Verände- rungen daran gab es schon immer, sonst hätte sich der Mensch mit seinen verschie- denen Rassen gar nicht als eigene Art entwickelt. Durch Mutation und Selektion entstanden verschiedenste Umweltanpas- sungen: In den Anden und im Himalaya binden die Menschen mehr Sauerstoff im Blut als Anpassung an den geringeren O2- Gehalt in diesen großen Höhen. Seit der Domestikation von Rindern besitzen die Menschen in Europa eine leistungsfähigere Genvariante zur Verwertung des Milchzu- ckers. Und die Nordeuropäer haben sich durch lange Tradition des Alkoholkonsums eine Genvariante für besseren Alkoholab- bau in der Leber erworben. Ob ein Gen vorteilhaft ist, hängt von den Lebensbe- dingungen ab, die sich im Laufe der Zeit durchaus verändern können. Nicht immer sind diese Veränderungen in der Keimbahn eindeutig vorteilhaft: In Malariaverseuchten Regionen hat sich die Genvariante der Sichelzellanämie entwi- ckelt. Alle Menschen, die diese Anlage von einem Elternteil vererbt bekommen, sind gegen Malaria geschützt. Wer sie von bei- den Eltern bekommt, erkrankt an Anämie (Blutarmut). Und wer sie gar nicht vererbt bekommt, kann an Malaria erkranken. Die eindeutig negativen Auswirkungen von Ver- änderungen an der Keimbahn erfahren wir durch Erbkrankheiten, Mutationen an Genen, die keinen Vorteil für die Menschen haben, sondern zu lästigen bis tödlichen Krankheiten führen. Der Mensch ist bereits sehr gut an seine Um- welt angepasst und die Natur landet bei dem Spiel mit Mutation und Selektion nur noch sehr selten einen vorteilhaften Treffer (wie bei der Immunität gegen HIV-Infektion, die es gibt, seitdem diese Krankheit sich weiter verbreitet). Nachdem die Wissenschaft vor Jahrzehnten schon Methoden der genetischen Verän- derung am Erbgut von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren entwickelt hat, war die Veränderung am menschlichen Erbgut immer ein Tabu. Zu groß war das Risiko unabsehbarer Folgen. Man hat sich darauf beschränkt, Therapien für die direkt Betrof- fenen von Mukoviszidose, Muskeldystrophie und vielen anderen tödlich endenden Erkran- kungen zu suchen. Das Problem dabei ist, im Körper des Patienten Millionen von betroffenen Zellen erreichen und erfolgreich genetisch verän- dern zu müssen. Teilweise gelingt das, aber die Reparaturen sind häufig nicht von Dauer und die Nachfahren der Patienten müssen im Fall einer Vererbung der Erkrankung ebenfalls behandelt werden. Da wäre es doch viel naheliegender, den Defekt an einer
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