LERNEN MIT ZUKUNFT

information & beruf Berufliche Ausrichtung: Wofür arbeiten Sie? VOM SINN UND UNSINN DER MODERNEN ARBEITSWELT D rei Steinmetze werden gefragt, worin ihre Arbeit besteht. Der Erste antwortet: „Ich behaue Steine.“ Der Zweite: „Ich ernäh- re mit meinem Tun meine Familie.“ Die Antwort des Dritten lautet: „Ich wirke mit beim Bau der Kathedrale.“ Drei unterschiedliche Betrachtungs- weisen derselben Tätigkeit, drei un- terschiedliche Bewusstseinsstufen. Üblicherweise wird die Geschichte so gedeutet: Es ist erstrebenswert über die konkrete Tätigkeit und den Ernährungs- zweck hinausblicken zu lernen auf das große Ganze. Wir können es aber auch anders lesen: Alle drei Ebenen sind wich- tig und es ist gut für das eigene Wohl- ergehen, alle drei Ebenen immer wieder zu prüfen! Zum Beispiel mit Fragen wie diesen: • Wie geht es mir mit den konkreten Handlungen, die mit meiner Arbeit verbun- den sind? • Wie gut nährt meine Ar- beit mich selbst und meine Familie? • Dient diese Arbeit einem höheren Zweck und befrie- digt damit mein Bedürfnis nach Sinn? Jede dieser Ebenen ist wichtig. Natürlich tut es auf Dauer in der Seele weh, wenn ich eine Arbeit nur wegen des Broter- werbs mache oder weil ich glaube, keine Bessere zu finden. Aber es hat auch schädliche Auswirkungen, wenn ich vor lauter höherem Sinn nicht auf den angemessenen Verdienst achte oder darauf, wie die konkreten Ar- beitsbedingungen sind. Es braucht also immer wieder Reflexionsräume, in denen ich mir ansehe, wie es mir wirklich mit meiner Arbeit geht. Hans Peter Dürr, Physiker und Weiser, hat es einmal in etwa so gesagt: „Wir müssen wieder zur Besinnung kommen, denn wenn wir handeln, sind wir ein bisschen blind. Aber ich muss handeln und danach kommt das Reflektieren. Handeln und Kontemplation müssen einander abwechseln!“ Angewandt auf das Berufliche bedeutet das: Wir brau- chen Räume und Zeiten, in denen wir uns über den Alltagstrott erheben und uns aus unserer unumgänglichen Be- triebsblindheit lösen. Die oben genann- ten drei Fragen können dabei helfen – gut ist es, sie schriftlich zu beantworten oder sie in einem Gespräch zu erkunden. Sehr unterstützend ist professionelle Begleitung: Supervision ist eigens dafür da, berufliche Ausrichtung zu klären, persönliches Lernen zu fördern und da- bei zu helfen, die Details und das große Ganze in den Blick zu bekommen. Dabei öffnen sich neue Handlungsspielräume! Eine besondere Form ist die Team- Supervision, die im sozialen Bereich längst üblich ist und glücklicherweise mittlerweile in vielen anderen Feldern angewandt wird – hier kann gemeinsam geschaut werden, ob alle drei Ebenen gut versorgt sind! Mag. Michael Nußbaumer kulturtransformation.net tools-for-happy-schools.at Foto: © Mitterndorfer-Ehrenfellner 12 | SEPTEMBER 2018 Foto © pixabay.com Michael Nußbaumer bietet mit dem Labor für Kulturtransformation Supervision, Teambuilding und Seminare zu Resilienz an. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Wien. ww.kulturtransformation. net

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