LERNEN MIT ZUKUNFT
information & bewusstsein Persönliche Rückschau: DIE EIGENE LEBENSGESCHICHTE VERSTEHEN 20 | SEPTEMBER 2019 „Was hat das mit mir zu tun?“ Roswitha Maderthaner Kindergartenleiterin Montessoriepädagogin Akademische Trainerin Dipl.Biografiearbeiterin zur Zeit Studium der Elementarpädagogik Foto: © pixabay.com älteren Kindern eine Rolle spielen. Je mehr der Pädagoge über sein eigenes „Geworden- sein“, und somit über seine blinden Flecken Bescheid weiß, beziehungsweise je mehr ihm diese bewusst sind, desto mehr wird es ihm möglich sein, sich von seinen biografisch angeeigneten Mustern zu distanzieren und somit eine bewusste Handlungsmöglichkeit im pädagogischen Sinne zu eröffnen. Dazu kann die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Biografie mit Hilfe der Biografiearbeit einen guten Beitrag leisten. Unter Biografiearbeit versteht man das Erinnern, Reflektieren und Verstehen seiner eigenen Lebensgeschichte, das dazu führen kann, eigene Ressourcen und Kompetenzen zu entdecken, um gegenwärtige Verhaltens- weisen besser verstehen zu können. Daraus kann sich eine persönliche, zukünftige Weiter- entwicklung ergeben. Mit Hilfe verschiedenster Methoden, die dazu verhelfen sich selbst zu erinnern und Zusam- menhänge herzustellen kann Biografiearbeit allein oder unter Anleitung einer Biografie- fachkraft in einer Gruppe erfolgen. Darüber hinaus kann die Beschäftigung mit seiner eigenen Biografie dazu beitragen seine Iden- titätsentwicklung voranzutreiben aber auch zur Sinnfindung und Lebensplanung wie zur Stabilisierung und Hilfe bei der Bewältigung von Krisen verhelfen. Somit eignet sich die Biografiearbeit nicht nur als Reflexionsinstru- ment für pädagogische Fachkräfte, sondern auch für jeden der sich in einem professio- nellen Setting auf die Suche nach sich selbst begeben möchte, frei nach dem Motto: „Erkenne dich selbst!“ D ie Beschäftigung mit seinem eigenen „Gewordensein“, kann Pädagoginnen und Pädagogen dazu verhelfen, an ihrer Pro- fessionalität zu arbeiten. Anders als in Berufen wo Material bearbeitet wird, und man dafür spezielles Know-how benötigt, ist es in der Arbeit mit Kindern neben den erziehungswissenschaft- lichen und entwicklungspsychologischen Kenntnissen erforderlich, seine gesamte Persönlichkeit zum Einsatz zu bringen. Besonders in der Erziehung spricht man davon, dass diese nur über die Bezie- hung funktioniert. Wahres Lernen kann erst dann ermöglicht werden, wenn der Funke der Begeisterung überspringt. Dazu ist ein Raum des Vertrauens und Zutrauens von Nöten. Für dessen Ge- staltung ist der Erzieher verantwortlich, der diesen unter Einsatz seiner facetten- reichen Persönlichkeit erschafft. Wie gut dies gelingt hängt unter anderem auch davon ab, wie gut er sich selbst kennt. Denn seine eigenen lebensgeschichtlichen Erfahrungen prägen seine Einstellungen und somit sein Verhalten gegenüber den Kindern. Diese Einstellungen können mitunter gegenüber angeeignetem Fachwissen resistent sein, und somit unreflek- tiert in der Beziehungsgestaltung zum Tragen kommen. Themen in der Frühpädagogik wie Eßverhalten, „Sauber werden“ usw. können davon genauso betroffen sein wie Inklusion, Migration, usw. die in der Arbeit mit
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