LERNEN MIT ZUKUNFT
information & erziehung Erziehung ist (k)ein Kinderspiel: VERWÖHNTE KINDER SIND DIE UNGLÜCKLICHSTEN. SIE LERNEN SCHON IN JUNGEN JAHREN DIE LEIDEN DER TYRANNEN KENNEN. (Marie von Ebner-Eschenbach) Kinder an die Macht?! Mag. a Maria Neuberger- Schmidt Autorin und Gründerin Verein Elternwerkstatt www.elternwerkstatt.at Foto: Ingrid Perger Elternwerkstatt 28 | SEPTEMBER 2019 Foto © pixabay.com ZWISCHEN MACHT UND MACHTMISSBRAUCH Es ist eine Errungenschaft der neueren Zeit, dass man Kinder als gleichwertig betrachtet und dass man erkannt hat, wie viel Leid und Störungen elterliche Gewalt verursachen kann. Vielen gilt allein schon das Wort Macht oder Auto- rität als „unanständig“ und löst Aversi- onen aus. Kinder sollen nicht nur nicht unterdrückt werden, sie sollen auch möglichst viel Freiheit und Mitsprache genießen. Für manche moderne Psycho- logen kann es gar nicht genug sein. Sie fordern provokant und kokett: „Kinder an die Macht!“ Wie verhält es sich nun wirklich mit der Frage der Macht in der Kindererziehung? Wenn jemand die Macht ergreift, so bedeutet das doch, dass jemand anderer darauf verzichtet oder dass sie ihm gar entrissen wird. Wenn Kinder die Macht ergreifen, werden sie maßlos, respektlos und nicht selten auch verhaltensauffällig. Sie rei- zen Erwachsene so lange, bis diesen die Geduld reißt, die Kinder beschimp- fen und erst recht unberechenbar reagieren. Oder sie werden zu hilflosen und überforderten Sklaven ihrer Kinder, die permanent nachgeben, „nur um des lieben Friedens- K inder an die Macht! - Diesen Slogan las ich mehrere Male in letzter Zeit von „trendigen“ Journalisten zum Thema kindliche Mitbestimmung. Dazu sieht man kes- se Kinder, die (uns Erwachsenen?) die Zunge zeigen. Auch in der Werbung wird dieses Motiv gerne verwendet, um kindliches Selbst- bewusstsein zu demonstrieren. Ich muss gestehen, auch ich mag freche Kinder, mutige und selbstbewusste, die ihre Ansichten und Interessen auszudrücken und zu vertreten wissen. Trotzdem löst dieser Slogan ein mulmiges Gefühl bei mir aus und so habe ich mir Gedanken darüber gemacht. DER KAMPF DER GENERATIONEN GEHÖRT ZUM NATÜRLICHEN ENTWICKLUNGSPROZESS „Ich will aber nicht!“ – Schon in der Trotzphase wird klar, dass sich Kinder ge- gen den elterlichen Willen auflehnen und ihren eigenen durchsetzen möchten. Es geht also um die Frage der Macht. Dies ist Teil des natürlichen Entwicklungspro- zesses und Eltern und Pädagogen sind aufgefordert, sich dieser Herausforderung zu stellen, wenn sie Kinder ins Leben begleiten. Zu allen Zeiten gab es diesen Kampf der Generationen, der bei Erwach- senen oft Angst auslöst und nicht selten mit Unterdrückung und Gewalt beant- wortet wird.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxNDY=