LERNEN MIT ZUKUNFT
information & verhalten Erwartungshaltung: Die Kinder von heute WENN DU DAS KIND NICHT ACHTEST, WIRD ES DICH NICHT ACHTEN (Sprichwort von den Jabo) 36 | SEPTEMBER 2019 Fotos:© pixabay.com Patricia Weiner Coaching & Beratung www.nah-am-leben.at Hier ist die Rede von den Kindern von heute, die sich nicht verhalten wie von der zitierten Person erwartet würde. Diese Erwartung wird heute von einem nicht unerheblichen Teil der Gesellschaft geteilt. Bei mir entsteht immer wieder der Eindruck, dass ein Teil der Gesell- schaft das Verhalten von Kindern immer noch und immer mehr äußerst kritisch beäugt und bewertet. Überspitzt gesagt: Brave, stille, ruhig sitzende, ausgegli- chene, sich selbst beschäftigende Kinder seien erwünscht. Lebhafte, quasseln- de, auch quengelnde, Impulse und Emotionen ausagierende Kinder, seien demnach Produkte der mangelhaften Erziehungsqualität der Eltern und für die Gesellschaft nicht uneingeschränkt trag- bar. „So ein Zornbinkel, das muss nicht sein“, hörte ich unlängst einen Kommen- tar zu einer Situation, die sich in meinem Umfeld zutrug. „Die Kinder heute lernen alle nicht mehr sich zu benehmen“, war eine private „Profi“-Meinung bei einem Kaffeeklatsch. Also untragbar solche Verhaltens- weisen für unsere Gesellschaft. Oder haben Sie schon einmal schimpfende, Impulse unkontrolliert ausagierende Erwachsene erlebt? Erwachsene, die quengeln und spinnen, weil Bedürfnisse nicht befriedigt sind? Erwachsene, die ständig Ablenkung und Beschäftigung brauchen, um ruhig sitzen zu können? Erwachsene, die selbst während eines Vortrages ständig quasseln? „Oh doch“, sagen Sie jetzt? Dann haben Sie ähnliche D ie Kinder von heute sind Tyran- nen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer - lautete ein Zitat von vielen, dem ich bei einer Online-Recherche für einen Vortrag begegnete. In den letzten Jahren ist öffentlich mehrfach von verschiedensten Seiten davor gewarnt worden, das permissive elterliche Haltungen, tyrannische Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen fördern. Obwohl mir selbst der Begriff Tyrann als Eigenschaftsbezeich- nung für ein Kind nur schwer über die Lippen kommen mag, kann ich den dahinter- liegenden Inhalten fachlich durchaus zustimmen. Ein stark laissez-fairer Erzie- hungsstil exkludiert eine natür- liche elterliche Führung, die dem Kind ein starkes Sicher- heitsempfinden und damit freie Entwicklung ermöglichen würde. Das überforderte Kind verhält sich den Gegebenheiten entsprechend übermäßig gestal- tend, leitend, durchsetzungswillig und egozentrisch – im schlimmsten Fall eben wie ein Tyrann. Von dieser Verwendung des Begriffs Tyrann sind wir allerdings beim eingangs erwähnten Zitat weit entfernt.
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