LERNEN MIT ZUKUNFT
information & erziehung Schönbrunner Schule Teil 1: 100 Jahre ERZIEHUNG IST EIN BERUF, NOCH DAZU EINER DER SCHWIERIGSTEN (Max Adler, 1924) Dr. in Karin Steiner zuständig für pädagogische Entwicklungen und Bildungs- kooperationen bei den Wiener Kinderfreunden Foto: Felix Zangerl GF Christian Morawek, Dr. in Eva Unterweger Julya Rabinowich ten und Horten) tätig waren. Mangelnde Ressourcen und ab 1934 das Verbot der Kinderfreunde während des Austrofa- schismus und unter den Nazis, unterbra- chen das Wirken der SchönbrunnerInnen und ihre reformpädagogischen Bestre- bungen. Nach dem Krieg wurde Kanitz‘ Pädagogik in Skandinavien und Deutsch- land wieder aufgegriffen und war die Wurzel der antiautoritären Bewegung und Emanzipationspädagogik (kritische Pädagogik). Obwohl er dort auch in die Lehrbücher der Pädagogik Einzug hielt, wird in Österreich die Erziehungswissen- schaft erst in den letzten Jahren auf die Bedeutung dieses reformpädagogischen Ansatzes aufmerksam. Warum der Status Quo unserer Gesell- schaft den Ansatz der Schönbrunner Schule heute nötiger denn je hat, wurde beim Fachsymposium „100 Jahre Schön- brunner Schule“ der Kinderfreunde am 14. Juni in Schönbrunn von namhaften Fachleuten beleuchtet: B ereits 1919, als in der Schule noch der Rohrstock auf Kinder schmerzvoll niedersauste, viele Kinder in Fabriken arbeiteten und Bildung für sie maximal Schreiben, Lesen, Rechnen bedeutete, postulierte der Kinderfreunde-Pädagoge Otto Felix Kanitz, dass Bildung und Erziehung die Bedürfnisse des Kindes in den Mittel- punkt stellen müssen. Ihm und anderen führenden Kinderfreunde-PädagogInnen war klar, dass ErzieherInnen mit dem höchsten und modernsten Wissen aus- gebildet werden sollten. Mit der Schön- brunner ErzieherInnen-Schule und dem angeschlossenen Kinderheim in 84 Sälen des vom Adel verlassenen Schlosses Schönbrunn boten sie eine neue huma- nistische ErzieherInnen-Ausbildung an und führten das Kinderheim nach ihrer Maxime: Bildung und Kultur für alle Kin- der, Hinwendung zum Kind als zukünf- tiger „neuer Mensch“ auf Augenhöhe, gewaltfreie Erziehung ohne Autorität und Mitbestimmung der Kinder in allen sie betreffenden Belangen. Mit dem ganzen Enthusiasmus ihrer Zeit und Jugend versuchten Kanitz, Alfred, Max und Jenny Adler, Hermine Weinreb und der Schönbrunner Kreis Kindern aus bescheidensten Verhältnissen das Recht auf Bildung als Grundbedürfnis zu ermöglichen. Sie waren überzeugt, dass nur eine offene, demokratisch gebildete Gesellschaft eine auch für Kinder bessere Lebenswelt schaffen kann. Die Schönbrunner Schule bildete 3 Jahrgänge an ErzieherInnen aus, die ausschließlich in Kinderfreunde-Tages- heimen (entspricht heutigen Kindergär-
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