LERNEN MIT ZUKUNFT
information & interview 41 | SEPTEMBER 2019 wider. Ich übernehme Menschen aber niemals eins zu eins. Auch nicht mich. Vieles wird durch Fiktion ergänzt. Gut ist ein Text ver- mutlich ohnehin nur dann, wenn Leserin und Leser Teile von sich selbst in den handelnden Figuren entdecken können. Im Knochentandler wacht Erik noch relativ betrunken neben einem Totenkopf auf, was war dein unangenehmstes Aufwachen bisher? Oft sind die besten Geschichten ausgerechnet jene, an die man sich nicht mehr erinnern kann. Ich denke, hier schlummert in so manchem Kopf unwiederbringlich verlorengegangenes Material für großartige Romane. Leider auch bei mir. Dein Schreibstil ist sehr humorvoll, bist du privat auch ein lustiger Mensch? Um über Mord und Totschlag schreiben zu können braucht man entweder viel Humor oder einen guten Psychiater. Wird es ein Wiedersehen mit Erik geben? Das Manuskript für einen dritten Kriminalroman mit Erik "Erki" Neubauer steht kurz vor der Fertigstellung. Das Buch wird im Frühjahr 2020 im Emons-Verlag erscheinen. Toll! Kannst du uns verraten um was es im nächsten Buch gehen wird? Sex & Drugs & Rock'n'Roll - und das mitten im beschaulichen Wien. Bummelstudent "Erki" Neubauer jobbt als Ferialpraktikant im Archiv eines lokalen Radiosenders. Als er den Song einer verges- senen Wiener Band der Siebzigerjahre zu neuem Leben erweckt, brechen jahrzehntelang verdrängte Konflikte wieder auf. Im Bestreben, mehr zur Bandgeschichte zu erfahren, sticht Erki in ein Wespennest aus alten Rivalitäten, Hass und Eifersucht. Er wird Zeuge eines Mordes und gerät schließlich selbst zwischen die Fronten. Passend zum Grundthema der Geschichte habe ich einen Song geschrieben, den ich mit befreundeten Musikern demnächst einspielen möchte. Die Aufnahme soll dann gemeinsam mit dem Buch erscheinen. Jetzt noch unsere sauschwere Buchteufel-Frage: Nenne uns deine drei Lieblingsbücher. Da ich mir ohnehin nie merke, welche Bücher ich schon alle in meinem Leben verschlungen habe, erkläre ich immer die drei Werke, die ich gerade lese, zu meinen Lieblingsbüchern. Zurzeit sind das "Wien Pop" von Walter Gröbchen, Thomas Miessgang, Florian Obkircher und Gerhard Stöger; "White Tears" von Hari Kunzru; und die Gregg Allman Biographie "My Cross To Bear". Alle drei Titel haben mit meinem nächsten Wien-Krimi zu tun, der nicht nur sehr humorvoll, sondern auch außergewöhnlich musika- lisch werden wird. Vielen Dank für das Interview. Wann schreibst du am liebsten und wieviel Zeit investierst du in deine kreative Arbeit? Ich verfasse meine Texte gern früh morgens am Schreibtisch, während Zug- oder U-Bahn-Fahrten, und in willkürlich ausgesuchten Cafés, in denen mich niemand kennt. Die Gedanken drehen sich jedoch auch außerhalb der Schreib- zeiten vielfach um Figuren, Handlungs- abläufe und originelle Wendungen. Da ich darüber hinaus auch als Musiker und Songtexter aktiv bin, bedarf es nicht nur eines guten Zeitmanagements, sondern auch einer besonders verständnisvollen Frau an meiner Seite. Warum hast du dir das hartum- kämpfte Krimigenre ausgesucht? Eine gute Erzählung lebt davon, dass der Adressat wissen will, wie sie ausgeht. Das gilt für's Gschichtl am Stammtisch genauso wie für die Handlung eines Buches. Die auf Spannung bedachte Konstruktion eines Kriminalromans bietet dem Schriftsteller einen idealen Rahmen, um seine Gedanken trans- portieren zu können. Egal ob Humor- volles, Historisches, Wissenschaftliches, Gesellschaftskritisches, Philosophisches, Politisches oder zutiefst Persönliches - In einem Krimi lassen sich Inhalte so verpa- cken, dass sie auch gelesen werden. Und das will schließlich jeder Autor. „Der Knochentandler“ ist dein zwei- ter Roman mit Erik „Erki“ Neubauer, dem ewigen Studenten. Hast du für diesen außergewöhnlichen Cha- rakter ein reales Vorbild gehabt? Vielleicht dich selbst? Um halbwegs glaubwürdig schreiben zu können, muss man meines Erachtens nicht nur auf Orte und Stimmungen zurückgreifen, die einem vertraut sind, sondern auch bei den handelnden Figuren ein Stück von sich selbst mit hinein verpacken. Das Personal meiner Krimis ist dem realen Leben jener Teile von Ostösterreich entlehnt, in denen ich aufgewachsen bin und lebe. Die agierenden Personen spiegeln sowohl vergangene als auch aktuelle Eindrücke
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