LERNEN MIT ZUKUNFT

information & bewusstsein Im Labyrinth des Lebens: Wegweiser GERADE JENE STEINE, DIE DICH INS STOLPERN BRINGEN, SIND DEINE WEGWEISER (Martin Gerhard Reisenberg) N eulich am Pilgerweg im Mühl- viertel. Am Morgen des zweiten Tages erreiche ich ein Labyrinth. Mitten am Weg taucht es auf, mit kleinen Steinen gelegt und Lavendel umrandet. In der Mitte steht ein Baum und am Eingang ist ein Schild befestigt, mit dem Hinweis, dass es sich um das Labyrinth von Chartres handelt und von der örtlichen Landjugend angelegt wurde. Ich bin begeistert. Man muss wissen, dass es sich bei einem Labyrinth nicht um einen Irrgarten handelt. Beim Irrgarten muss man den Weg suchen und hinausfinden, dabei wird man in die Irre geführt. Das Labyrinth hingegen hat nur einen Weg, der immer zur Mitte führt. Es ist ein uraltes Menschheitssym- bol, das für das Leben selbst und den Lebensweg steht. Macht man sich auf und begeht es, so kann man viel über sein Leben erfahren und sich selbst entdecken. Da steh ich also, voll Vorfreude und dem Gedanken, ob mein Rucksack beim Durchschreiten mitkommen soll. Es ist mein zweiter Pilgertag und der Ruck- sack drückt schon schwer auf meinen Schultern. Außerdem überlege ich, ob ich diese zusätzlichen Meter wirklich gehen will, liegt doch noch ein ordent- licher Tagesmarsch vor mir. Meine Begeisterung fegt aber alle aufkom- menden Zweifel hinweg. Ich stelle den Rucksack ab, und mache beherzt die ersten Schritte in das Labyrinth hinein. Kein Wegweiser zeigt mir, wohin ich muss, anders als am Pilgerweg, wo ich mich immer mit Hilfe solcher Wegweiser orientiere. Nein, das Labyrinth gibt den Weg vor, vorausgesetzt man begeht es. Es gibt nur diesen einen Weg, und der führt ganz bestimmt in die Mitte. Es tut gut sich in solcher Sicherheit zu wissen. Ständig plagt mich nämlich beim Pilgern die Sorge, ob ich am richtigen Weg, und hoffentlich nicht falsch abgebogen bin, oder ein Schild übersehen habe. Dann überkommen mich Zweifel. Hier im Labyrinth ist es einfach. Ich vertraue dem Weg, der vor mir liegt. Ich muss auch nicht den ganzen Weg kennen, sondern immer nur wissen, wohin ich den nächsten Schritt setze. Im Leben, wie im Labyrinth kann man schnell den Überblick verlieren. Wie gut ist es zu wissen, dass es genügt, einfach den nächsten Schritt zu kennen. Leo Tolstoi (1828 – 1910) formulierte es folgen- dermaßen: „Denke immer daran, dass es nur eine wichtige Zeit gibt: Heute. Hier. Jetzt.“ Die Gegenwart als Ausgangsbasis. Roswitha Maderthaner Kindergartenleiterin Montessoriepädagogin Akademische Trainerin Dipl.Biografiearbeiterin zur Zeit Studium der Elementarpädagogik Fotos © 8926 und Gerd Altmann | pixabay.com

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