DEZEMBER 2012 | 19
POLITISCHE BILDUNG UND DEMOKRATIEVERMITTLUNG
N
iemand werde als guter Bürger,
gute Bürgerin, als Demokrat,
Demokratin geboren, hat der
frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan
sinngemäß einmal gesagt. Demokratie
muss also erlernt werden, am besten
durch aktive Teilnahme. Interesse an der
Einmischung, an der Mitgestaltung der
Gesellschaft sollte möglichst früh ge-
weckt werden. Das ist Bildungsarbeit, der
sich das Parlament – als Ergänzung zur
Schule – auf vielfältige Weise widmet.
Ziel aller Aktivitäten ist, Wählerinnen und
Wählern von morgen eine Grundausstat-
tung zur Teilnahme an der Demokratie
anzubieten.
Der Bogen der parlamentarischen Ange-
bote ist weit gespannt: Seit September
2008
werden die Führungen für Schul-
klassen nach einem neuen zielgruppen-
spezifischen Konzept durchgeführt. Sie
sind dem Alter der Kinder und Jugend-
lichen entsprechend ausgerichtet und
vermitteln bestimmte Kernthemen in ei-
ner altersadäquaten Sprache. Methodisch
versuchen die VermittlerInnen, die Kinder
und Jugendlichen durch verschiedene Ak-
tivierungsspiele und Aufgaben möglichst
stark in die Führungen einzubinden.
Zwei Mal im Jahr findet ein Jugendpar-
lament statt, das Parlamentarismus au-
thentisch erleben lässt. Ob im Klub für
die eigene Position geworben wird, Kom-
promisse gesucht und Reden vorbereitet
werden, schließlich über eine Gesetzes-
vorlage abgestimmt wird – in Ausschuss-
und Plenarsitzungen haben die Jugend-
lichen einen Tag lang Gelegenheit, selbst
zu erleben, wie parlamentarische Abläufe funktionieren
und politische Entscheidungen zu Stande kommen. Der
Gesetzgebungsprozess soll in seinen Kernpunkten ver-
standen und nachvollzogen, nicht nur simuliert werden.
Die Demokratiewerkstatt des Parlaments ist eine wahre
Erfolgsstory. Zum Nationalfeiertag 2007 eröffnet, ist sie
in den fünf Jahren seither von 50.000 Schülerinnen und
Schülern besucht worden. Das Interesse hält ungebro-
chen an und nimmt sogar beständig zu.
Das Programm umfasst sechs Workshops, in denen es viel
zu entdecken, zu erfahren und auszuprobieren gibt. Die
von den SchülerInnen recherchierten Inhalte werden in
Medienprodukten (Zeitung, Radio, Film, Internet) aufbe-
reitet und gemeinsam reflektiert.
Die "DemokratieWEBstatt"
ist das Onlineportal des Parlaments für Kinder und Jugend-
liche im Alter von 8 bis 14 Jahren. Das Hauptaugenmerk
der Webseite liegt auf einer altersgerechten Aufbereitung
verschiedener Themenbereiche rund um Demokratie und
Parlamentarismus. Junge Bürgerinnen und Bürger sollen
spielerisch politische Mitbestimmung erlernen und zur
Partizipation angeregt werden.
Es ist mir ein großes Anliegen, junge Menschen für die
großartige Errungenschaft Demokratie zu begeistern, für
die eigenen Interessen einzutreten und sich für andere
stark zu machen. Demokratie ist erlernbar, muss aber
ständig aufs Neue erkämpft und verteidigt werden. Nur
das demokratische Engagement vieler hält unsere Gesell-
schaft zusammen, schafft Solidarität, sichert Wohlstand
und sozialen Frieden.
Mag.
a
Barbara Prammer
Präsidentin zum Nationalrat
Das Parlament:
Schule der Demokratie