information & verantwortung
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Der Fantasie eine Chance geben:
Leselust kann nur durch Eltern geweckt werden
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GEBT DEN KINDERN DIE LUST AN BÜCHERN ZURÜCK
ONLINEZEITUNG:
DEZEMBER 2012 | 33
ELTERNHAUS UND BUCH
Wenn offensichtlich die Hälfte der Ju-
gendlichen in Deutschland nie ein Buch
geschenkt bekommen, so sammeln diese
Kinder in den ersten ca. 15 Lebensjahren
nur durch die Schule Erfahrungen mit dem
Medium „Buch“. Es fehlt das Erlebnis,
dass Bücher auch Spaß machen können,
dass Bücher so manches „Abenteuer im
Kopf“ bescheren können. Doch diese Wer-
tigkeit können einem Kind nur die Eltern
vermitteln. Denn die Werteprägung ist im
Alter von 7 Jahren bereits zu ca. 70 Pro-
zent abgeschlossen.
VORLESEN
Daher seien an dieser Stelle alle Eltern auf-
gerufen, regelmäßig dem Kind am Abend
eine Geschichte vorzulesen. Alleine durch
diese Zweisamkeit wird beim Kind damit
das Lesen eines Buches positiv besetzt.
Jedes positive Kindheitserlebnis mit Bü-
chern ist wichtig. Schließlich ist Lesen eine
Schlüsselqualifikation – das hat sich auch
durch Facebook & Co nicht geändert. Nur
15
Minuten, ein paar Mal pro Woche, kön-
nen diesen Unterschied bewirken.
I
m Jahr 2008 führte die Stiftung „Le-
sen“ – gefördert vom Bundesbildungs-
ministerium – eine große angelegte
Studie zum Leseverhalten in Deutschland
durch. Mehr als 2.500 Jugendliche und
Erwachsene wurden befragt. Eine Zahl ist
besonders erschreckend: Fast die Hälfte
der 14- bis 19-Jährigen gaben an, dass
sie als Kind nie ein Buch geschenkt be-
kommen hätten.
KEINE LUST AUF BÜCHER
Laut der Umfrage der Stiftung „Lesen“
nimmt jeder vierte Deutsche nie ein Buch
zur Hand. Die Studie des Internationalen
Zentralinstituts für das Jugend- und Bil-
dungsfernsehen in München ergab, dass
2011/2012
nur etwa 7 Prozent der 10- bis
19-
Jährigen täglich zum Buch griffen –
aber bis zu 80 Prozent nutzten das Inter-
net. Ebenso gaben 80 Prozent an, täglich
fernzusehen. Woher kommt diese Unlust
zum Lesen?
UNTERHALTUNG IST GEFRAGT
Eine mögliche Antwort liefert eine Studie
von GfK Austria Sozialforschung aus dem
Jahr 2009. Dort gaben knapp 60 Prozent
der 4.300 befragten Österreicher über 15
Jahren an, ein Buch nicht zur Unterhaltung
zu nutzen, sondern zur Ausbildung oder
gar nicht etc. Auf der einen Seite scheint
es offensichtlich, dass Medien wie das
Fernsehen und das Internet speziell für
Jugendliche zur Unterhaltung bevorzugt
werden. Auf der anderen Seite ist es eine
Frage der Werte.
Dr. Christoph Stangl
Kinderbuchautor der
Buchserie „Aidan und
Nadia“
Fotos: © Marzanna Syncerz - Fotolia.com