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information & zukunft SOS-Kinderdorf in Uganda: Jung, weiblich - ohne Zukunft? EIN GEBILDETES MÄDCHEN IST EINE GEBILDETE FAMILIE UND EINE GEBILDETE NATION. DENN BILDUNG IST DER ERSTE SCHRITT AUS DER ARMUTSFALLE! U ganda hat die jüngste Be- völkerung weltweit. Zu den großen VerliererInnen zählen besonders Mädchen, denen der Schulbesuch verweigert wird. Hürden, die den Schulbesuch erschweren, gibt es viele: Familien haben zu wenig Geld, der Schulweg ist zu gefährlich, Kinder müssen arbeiten. Schon als Kind übernahm Baingama enorme Verantwortung im Haushalt. Noch bevor sie überhaupt in die Schule kam, kümmerte sie sich um ihre kleine Schwester Nalongo, zog sie an, fütterte und beschäftigte sie. „Ich musste schon sehr früh die Mutterrolle übernehmen“, erzählt Baingama. Ihre Mutter verstarb an einem Herzleiden, ihr Vater kümmerte sich nur um seinen Sohn. Die beiden Halbwaisen waren ganz auf sich alleingestellt. Gegessen wurde das, was sie finden oder erbetteln konnten. Unter diesen Lebensbedingungen war Schule für die beiden Mädchen weit hinten auf der Prioritätenliste. Baingama kam oft zu spät in die Schule oder blieb ihr ganz fern. Dem Unterricht konnte sie nur sehr schwer folgen und hatte Probleme mit den Hausaufgaben. Schicksale wie die von Baingama und Nalongo gibt es zahllose in Uganda. Das Land hat die am schnellsten wachsende Bevölkerung der Welt. Etwa die Hälfte der ugandischen Bevölkerung von ca. 37 Mio. Menschen ist jünger als 15 Jahre. Nur etwa jedes 5. Kind zwischen drei und fünf Jahren besucht eine Vorschule oder Kindergarten. Trotz hoher Zugangs- zahlen an den vierjährigen Grundschulen kann nur ca. ein Drittel der SchülerInnen einen Abschluss vorweisen. Mehr als ein Drittel aller 15jährigen kann weder ausrei- chend lesen noch schreiben. Gründe dafür sind neben Armut frühe Schwangerschaften und Kinderheirat. Höhere Bildung ist aufgrund von Gebühren und Lebenskosten ein Privileg der gehobenen Schicht. SOS-Kinderdorf will genau dort ansetzen und Mädchen ein selbstbestimmtes Leben ermög- lichen. Um die Hürden für den Schulbesuch zu beseitigen, arbeitet SOS-Kinderdorf mit Fa- milien, Mitgliedern der Ortsgemeinschaft und dem Staat. Eltern werden über Kinderrechte informiert und zur Thematik der Gleichstellung von Buben und Mädchen sensibilisiert, damit sie die Wichtigkeit von Bildung für Mädchen erkennen können. Außerdem bietet SOS- Kinderdorf in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen „Hilfe zur Selbsthilfe“, da- mit arme Familien auch finanziell gestärkt werden und sich somit den Schulbesuch all ihrer Kinder leisten können. Mädchen dürfen nicht länger zuhause bleiben müssen! Die Arbeit von SOS-Kinderdorf in Uganda (Zahlen 2017) SOS-Kinderdorf hat 2017 in Uganda über 17.000 Kindern und jungen Erwachsenen geholfen: Durch direkte Unterstützung von Familien, AlleinerzieherInnen oder älteren erziehenden Geschwister konnte sichergestellt werden, dass Nahrung, medizinische Versor- gung und Bildung für die Kinder vorhanden war. In familienähnlichen Betreuungsformen wie etwa der SOS-Kinderdorffamilie wurden 700 Kinder betreut. SOS-Kinderdorf finanziert über Spenden Kindergarten, Grund-, Sekundar- schulen wie auch medizinische Zentren. Seit 2000 werden speziell für junge Erwachsene Trainings angeboten, die ihnen beim Finden eines ersten Jobs helfen und ihnen den Weg in ein unabhängiges Leben ebnen. 10 | DEZEMBER 2018 Fotos: © SOS-Kinderdorf Valerie Neuhold-Maurer M.A. Fachbeauftragte Internationale Programme mit Schwerpunkt Afrika SOS-Kinderdorf www.sos-kinderdorf.at

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