LERNEN MIT ZUKUNFT

information & tradition St Martin Laternenparade: Eine Tradition durch Generationen KÖNNEN WIR DAVON AUSGEHEN, DASS ST. MARTIN (350 N.CHR.) NOCH IN DIE HEUTIGE ZEIT PASST? A ls Lehrer stehen wir immer vor der Frage ob „Traditionen verpflichten?“ und so erzählen wir den SchülerInnen und Eltern die Geschichte von St. Martin und dem Bettler, als wir am 11. November in Old World Village, Kalifornien zu der St. Mar- tin Laternenparade zusammen kamen: „Kalt war es an jenem Tag. Mächtig kalt. Die Menschen blieben lieber in ihren Häusern, kaum einer traute sich auf die Straße. Der Wind war eisig, es schneite und es fühlte sich an, als würde es nie wieder warm werden. Doch einer war an jenem Tag auf der Straße, einer, der kein Dach über dem Kopf hatte, ein Bettler. Mit klappernden Zähnen und halb erfroren hockte er zusammengekauert am Stadttor. Doch noch einer war an jenem Tag auf der Straße unterwegs. Martin hieß der Mann, ein Soldat zu Pferde. Schnell wie der Wind ritt er mit wehendem Mantel durch die menschenleeren Straßen. Noch durch das Stadttor und schon wäre er zu Hause. Doch – was war das? Martin hielt das Pferd an, langsamer zu traben. Das war doch – tatsächlich! Da saß jemand. Ein Mann. Martin sah ihm entgegen. Kaum etwas trug er am Leib. Und wie er zit- terte vor lauter Kälte. Martin überlegte nicht lange. Kurzerhand stieg er vom Pferd, zog seinen Mantel aus und mit seinem Schwert schnitt er den Mantel in der Mitte durch. Die eine Mantelhälfte gab er dem Bettler, und noch bevor dieser wusste, wie ihm geschah, galop- pierte Martin wieder davon. Dankbar hüllte sich der Bettler in die Mantel- hälfte. Wie warm sie war und wie gut sie ihm tat. Noch lange blickte er Martin hinterher. Im Unterricht hatten wir während der Woche eine Gruppenarbeit zum Thema St. Martin um den SchülerInnen die Geschichte zu veran- schaulichen und wie sie in der heutigen Zeit damit umgehen können: „Jeder kann ein Bettler sein, Bettler sitzen nicht nur am Straßenrand. Bettler sind manch- mal mitten unter uns – in der Schule, in der Familie, in der Freizeit, in der Nachbarschaft; denn jeder braucht manchmal etwas, was ihm vielleicht gerade fehlt.“ ES GAB EIN BEISPIEL Es ist Tim, der sein Pausenbrot daheim ver- gessen hatte. Mit knurrendem Magen schaut er zu Max, der gerade in sein Schinkenbrot beißen will. Max merkt, dass Tim ihn beo- bachtet. Kurzerhand teilt er sein Brot und gibt Tim die Hälfte ab. „WAS WIRD HIER GETEILT- WIE WIRD EINEM JUNGEN GEHOLFEN?“ „WIE KANNST DU ANDEREN HELFEN ODER WAS KANNST DU MIT ANDEREN TEILEN?“ „Manchmal, da brauche ich Hilfe, manchmal schaff ich es nicht allein, um einen Rat bitte ich dann, oder um eine Hand, die mit anpackt oder um Füße, die mich begleiten. Manchmal, da bin ich auch ein Bettler.“ 40 | DEZEMBER 2018 Fotos:© germanschoolcampus Ursula Schoeneich Direktorin der German School Campus in Newport Beach, CA USA www.germanschoolcampus. com

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