LERNEN MIT ZUKUNFT

information & erziehung Elternwerkstatt: MEHR ZU HÖREN, ALS ZU REDEN – SOLCHES LEHRT UNS DIE NATUR: SIE VER- SAH UNS MIT ZWEI OHREN, DOCH MIT EINER ZUNGE NUR (Gottfried Keller) Hitzige Debatten Mag. a Maria Neuberger- Schmidt Autorin und Gründerin Verein Elternwerkstatt www.elternwerkstatt.at Foto: Ingrid Perger Elternwerkstatt 28 | DEZEMBER 2019 W ie kommt es, dass man bei Konflikten so leicht laut wird? Sie versuchen, den anderen zu überzeugen, doch Ihre Argu- mente prallen ab. Auch wenn Sie noch so überzeugend sind. Der andere ist einfach wie „zugenagelt“, und gibt stets kontra. Ganz besonders krass ist es oft gerade beim Ehepartner oder bei ihren Kindern. Wenn auf jedes Argument: „Ja, aber…“ folgt, ärgern Sie sich, weil Sie das Gefühl haben, dass man Ihnen gar nicht wirklich zuhört. Im Konfliktfall geht es dann nur mehr um die Frage: „Wer hat Recht?“ oder „Wer ist Schuld?“ und man befindet sich mitten im Machtkampf, ob man es sich eingestehen will, oder nicht. Besser ist es, nach Lösungen, statt nach Schuldigen zu suchen. Wer will denn schon schuld sein? Aus der eigenen Perspektive gibt es doch immer eine Begründung oder eine Rechtfertigung. Steigen Sie aus der Konfliktspirale aus und fragen Sie lieber: „Was hältst du davon, wenn…“ Ist die Stimmung bereits emotional aufgela- den, werden Sie vielleicht automatisch „abserviert“, einfach deshalb, weil der Vorschlag ja von Ihnen ist. Darum ist es klüger, den anderen aktiv einzubinden: „Hast du einen Vorschlag, wie wir das lösen können?“ Dies darf keine rhetorische Frage sein. Sie führt nur zum Ziel, wenn Sie dann auch wirklich darauf eingehen und nicht sofort mit „Ja, aber…“ kontern. Wie- Fotos:© pixabay.com derholen Sie („Aha, du findest…“) oder fragen Sie nach („Kannst du mir das genauer schildern?“ „Wie stellst du dir das konkret vor?“ „Habe ich dich richtig verstanden, du meinst, …“) erst wenn der andere sich ernst genommen fühlt und verstanden fühlt, wird ein Einlenken möglich und auch Sie werden angehört, wenn Sie sagen: „Aus meiner Perspekti- ve sieht das so aus…“ Manchmal gerät man sogar in einen Streit, obwohl ursprünglich gar kein Konflikt im Raum stand. Sie fragen sich: „Wieso streiten wir jetzt eigentlich?“ Das liegt daran, weil wir Erwachsene glauben, alles nur auf der rationalen Ebene abhandeln zu können. Doch zunächst einmal will man sich erst an- genommen und verstanden fühlen. Wie wissen Sie, dass der andere Sie versteht? Indem er Verständnis für Ihre Emotionen zeigt oder einfach zur Kenntnis nimmt, wie sich die Situation für Sie darstellt und auf das eingeht, was Sie sagen. Wenn stattdessen ein Gegenargument oder ein ungebetener Rat folgt, gehen Sie in Verteidigung und der andere versucht in guter Absicht umso mehr, Sie zu überzeugen, anstatt zu merken, dass Sie gerade dies nicht brauchen. Er möge Ihnen doch einfach nur zuhören! Ja, werden Sie vielleicht einwenden, „Mein Partner, meine Partnerin, meine Kinder, die verstehen das einfach nicht! Sie sind emotional, stur oder rechthabe- risch!“ Es ist schwer, andere zu ändern!

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