LERNEN MIT ZUKUNFT

Mag. Reinhard Winter Die Aufwertung des Handwerks: ˇ Verachtet mir die Meister nicht 26 | DEZEMBER 2020 DIE HÖCHSTE STUFE DER BERUFLICHEN AUSBILDUNG WIRD SICHTBAR W ahrscheinlich von vielen un- bemerkt hat es beim traditi- onellen Handwerksmeister in den letzten zwei Jahren zwei wesentliche Änderungen gegeben. Beide sind nicht zuletzt auch ein Ausfluss der Bedeutung des Handwerks/Gewerbes für die österreichische Wirtschaft. Eine Bedeutung, die nicht nur als nachhal- tige Antwort auf die Massenproduktion globaler Märkte und überbordenden Konsum, sondern auch im Hinblick auf ein sinnvolles und aussichtsreiches Ausbildungs- und Berufsangebot für kommende Generationen gesehen wer- den kann. Immerhin wurden im Gewer- be und Handwerk 2019 österreichweit über 46.000 Lehrlinge ausgebildet, das sind über 42 Prozent aller ausgebildeten Lehrlinge Österreichs (Quelle: Lehrlings- statistik 2019 der WKO). EINTRAGUNG IM NQR Die erste der angesprochenen Ände- rungen erfolgte bereits 2018. Mit 21. 09. 2018 wurde die Meisterprüfung für Handwerke auf Stufe 6 im Qualifikati- onsregister des Nationalen Qualifikati- onsrahmen (NQR) öffentlich gemacht. Im achtstufigen Qualifikationsregister bedeutet dies, dass damit der Bachelor- und der Meister-Abschluss vom Niveau her gleichwertig sind. Meisterinnen und Meister verfügen gemäß NQR über fort- geschrittene Kenntnisse und Fertigkeiten in ihrem jeweiligen Fachbereich, haben einen hohen Handlungs- und Entschei- dungsspielraum bei der Durchführung ihrer Aufgaben und können komplexe Projekte leiten. Von ihrer inhaltlichen Ausrichtung sind Bachelor und Meister aber unterschiedlich. FÜHRUNG DES MEISTERTITELS IM NAMEN Die zweite Änderung erfolgte mit 21. August dieses Jahres. Erst seit heuer sind Meisterinnen und Meister berech- tigt, den Meistertitel auch vor dem Namen zu führen. Dies kann in der ausgeschriebenen Form, also Meisterin oder Meister oder aber auch in Kurz- form Mst.in oder Mst. erfolgen. Mit dieser Qualifikationsbezeichnung zeigen die Meisterinnen und Meister ihren Kunden, dass sie in ihrem Beruf mit der Meisterprüfung die höchste Qualifika- tion erworben haben. Damit wird aber auch in der Öffentlichkeit deutlich: Die Meisterausbildung ist jedenfalls gleich viel wert wie eine akademische Ausbil- dung. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihnen Ihre Handwerksmeisterin, Ihr Handwerksmeister, demnächst eine Visitenkarte überreicht, wo vor dem Namen ein Mst.in oder Mst. steht. Dass dies immer öfter der Fall sein wird zeigt vor allem die Statistik. 2019 haben österreichweit über 15.000 meist junge Menschen den fachlichen Teil einer Meisterprüfung abgelegt (Quelle: Prü- fungsstatistik 2019 der WKO). Es bleibt zu hoffen, dass trotz der schwierigen Zeiten der Zuzug zur Meisterprüfung nicht einbricht. Denn gerade die vielen Handwerksbetriebe sind es, die Beacht- liches zur positiven Entwicklung eines Landes beitragen. Aber nicht nur das. Gerade in schwierigen Zeiten lernt man erst oft schätzen, dass der kompetente Partner für notwendige Arbeiten oder Dienstleistungen nicht weit entfernt, sondern oftmals nur „ums Eck“ ist. Gütesiegel „Meisterbetrieb“

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