LERNEN MIT ZUKUNFT

13 | DEZEMBER 2021 Foto © renma | pixabay.com gert. Ich vermeide außerdem alte Straßenbahnen, weil ich weiß, dass ich wegen der Stufen nicht einsteigen kann. Wie begegnen dir die anderen Menschen in der Öffentlichkeit, wenn sie dich im Rollstuhl sehen? Ich hatte bis jetzt überwiegend positive Reakti- onen. Kinder sind sehr neugierig und stellen immer die Frage, warum ich im Rollstuhl sitze. Eltern antworten ihnen dann, dass es nicht schön ist, so etwas zu fragen. Für mich ist es aber okay, wenn Kinder Fragen haben. Man sollte ihnen nicht böse sein, sie wollen das ja aus Neugier wissen. Was mich ärgert und ich nicht verstehe, ist, wenn Leute, die zu Fuß gehen können, ohne Rücksicht auf Vorrang mit dem Aufzug fahren. Es passiert oft, dass ich dann vor dem Aufzug zusammen mit Eltern mit Kinderwagen warten muss. Wien gilt als sehr barrierefreie Stadt. Was ist dein Eindruck davon? Aus meiner Sicht als eine junge Frau, die Rollstuhl- nutzerin ist, ist Wien eine schöne, barrierefreie Stadt. Sie ermöglicht mir in vielen Bereichen einen Alltag ohne allzu großer Hürden, wie zum Beispiel den Weg zur Uni. Es gibt aber immer Verbesse- rungspotenzial, aber im Vergleich zu anderen Städten in Europa, befindet sich Wien auf einem sehr guten Weg. Wo siehst du in Wien noch Verbesserungspotenzial in Bezug auf Barrierefreiheit? Es gibt sehr oft in Altbauten entweder überhaupt keine Aufzüge oder sie sind vorhanden, aber es gibt einige Stufen bis zum Aufzug. Eine gute Lö- sung wäre da ein Treppenlift. Sowas sehe ich leider kaum. Solche Gebäude, die außen wunderschön aussehen, haben innen eigentlich keine so große Funktionalität. Ich wünsche mir von der Stadt daher eine praktische und funktionelle Baugestal- tung, sowohl bei der Außenarchitektur als auch bei der Innenarchitektur. Das macht den Alltag für mich in einem großen Maß leichter und ermöglicht ein selbstständiges Leben, so gut wie es eben geht.

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