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Körperliches Training: WIE ICH LERNTE DIE QUAL ALS CHANCE ZU SEHEN Der mentale und emotionale Aspekt 16 | DEZEMBER 2021 Foto: © mohamed hassan | pixabay.com Enno Lüning Student I ch gehe seit einigen Jahren regelmä- ßig ins Fitnessstudio, wobei ich in den letzten Monaten eine Bestleistung bezüglich der Häufigkeit des Trainie- rens erreicht habe. Es wäre also durchaus nicht verkehrt das Trainieren als eine Leidenschaft von mir zu betrachten. Eine Leidenschaft, bei der ich mir sicher bin, dass viele andere sie auch teilen oder aber sie gerne teilen würden. Deswegen möchte ich hier einen kurzen Einblick in den Prozess meines Trainings vermitteln. WAS BEDEUTET SPORT FÜR MICH? Sportliches Treiben findet für mich in erster Linie im klassischen Fitnessstudio statt. Ein Ort voll von verschwitzten Trai- nierenden. Manchmal nicht an so einfach zu verstehenden Geräten. Schrecklicher Musik und, am aller wichtigsten, vie- len Gewichten, die nur darauf warten entgegen der Gravitation von motiviert zitternden Armen oder Beinen in die Höhe gestreckt zu werden. Dort entfaltet sich mein sportliches Erleb- nis: Ein intensives Spiel zwischen stren- ger Disziplin und größter Motivation, zwischen Glücksgefühlen und tatsäch- licher Angst, zwischen Ideal und Realität, zwischen Gewinn und Verlust, zwischen intensivem Fokus und schwer zu igno- rierender Ablenkung. Kurz gesagt, ist es erfüllend in alle möglichen Richtungen. Dieses Spiel findet zu drei unterschied- lichen Zeiten bzw. Phasen statt: Vor, während und nach dem Training. VOR DEM TRAINING Diese Phase ist wahrscheinlich die wichtigste, da dort ein Scheitern das Fortbestehen der anderen beiden Phasen unmöglich macht. Es klingt simpel und offensichtlich, dessen Be- deutung ist jedoch immer wieder zu betonen: Schaffe ich es nicht im Vorhinein mithilfe von Disziplin und/oder Motivation den richtigen mentalen Rahmen zu schaffen, so bleibt mir das Erlebnis des Trainierens für immer verwehrt. Eine Stimme, die mich von Anstrengungen und Unbehagen (der englische Begriff Discomfort trifft es wohl am besten) abhalten will, gab, gibt und wird es immer geben. Wir alle kennen die Ausreden, die sich unser Gehirn zusam- menreimt, jedoch kennen wir auch alle, die Einen mehr, die Anderen weniger, die positive Erfüllung, die das Nicht-Akzeptieren dieser Stimme mit sich bringt. Stelle ich mich dagegen und bewege mich zum Sport, so schaffe ich mir die Möglichkeit, ein Gefühl von Stolz und Sinn zu erleben. Meine persönliche Erfahrung beinhaltet hier auch noch ein Art Gestresstsein. Mein eigener Leistungsanspruch führt zu einer Versagens- angst, welche die Busfahrt zum Fitnessstudio schon in einen kleinen Kampf mit mir selbst ver- wandelt: „Hoffentlich bin ich nicht schwächer geworden. Hoffentlich ziehe ich bis zum Ende durch. Ich muss den eigenen Ansprüchen genü- gen, nur so kann ich zufrieden sein.“ Es ist zwar oft anstrengend, aber dieses mentale Ringen hat mir sehr dabei geholfen, meine Gedanken auf ein spezifisches Ziel zu bündeln: „Ich werde gut trainieren!“
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