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ENTWICKLUNG EINER VERANTWORTUNGSVOLLEN INDIVIDUALITÄT
Bindung und Bildung im Kleinkindalter
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information & bildung
information & bildung
SEPTEMBER 2012 | 13
Im Wechselspiel:
Mag.a Martina Genser-
Medlitsch
Fachbereichsleitung
für Tagesmütter/-väter,
Mobile Mamis und
Beratungsangebote im
NÖ Hilfswerk
Foto: Hilfswerk Österreich / Suzy Stöckl
D
er entwicklungspsychologische
Begriff „Bindung“ kennzeichnet
eine Form der Beziehung, die sich
durch Vertrauen und Sicherheit auszeich-
net. Sichere Bindungen entstehen, wenn
Erwachsene die kindlichen Signale richtig
interpretieren sowie angemessen und
prompt reagieren. Gelungene Bindungs-
beziehungen zeichnen sich durch zuge-
wandte Kommunikation, Erkennen von
Handlungsabsichten des Gegenübers,
Anregung und Freude am gemeinsamen
Tun und Körperkontakt aus. Diese emo-
tional geprägten Erfahrungen im Kon-
takt mit den Bezugspersonen bilden in
den ersten Lebensjahren einen „sicheren
Hafen“, von dem aus das Kind die Welt
erkunden kann, seine Gefühle regulieren
lernt und sich seiner selbst immer mehr
bewusst wird.
VERTRAUEN IN DIE WELT
Bindung ist ein wichtiges Element einer
ganzheitlichen, gesunden Entwicklung.
Vor allem die frühkindliche „Bildung“
beruht auf verlässlichen Beziehungen zu
Erwachsenen. Bildung wird dabei als Pro-
zess der Aktivierung des menschlichen
Potentials gesehen. Diese führen zur
selbstständigen Auseinandersetzung mit
(und Orientierung in) der Welt sowie zur
Entwicklung einer verantwortungsvollen
Individualität. In einer gelungenen
Bindungsbeziehung lernt das Kind sei-
ne Kompetenzen positiv wahrzunehmen
und entwickelt Spaß am Erkunden und
Lernen.
Erst wird Bindung im Kreis der Fami-
lie erworben. Allmählich dehnt sie sich
dann auf andere Personen im Umfeld
aus, die konstante und zuverlässige Be-
ziehungsangebote gewähren. So können
Kleinkinder von Betreuung außer Haus
profitieren. Lieselotte Ahnert von der
Universität Wien hat in einer Studien-
kooperation mit dem NÖ Hilfswerk dar-
gelegt, dass die Tagesmutter-Betreuung
von 12 bis 36 Monate alten Kleinkindern
positive Bindungsmuster bewirkt – und
damit auch nachweisbar zur besseren
Bildungsentwicklung beiträgt.
Eigene Bindungserfahrungen beeinflus-
sen das Verhalten Erwachsener im Um-
gang mit Kindern. Daher lohnt es sich, als
Eltern bzw. Erziehende immer wieder un-
ser Handeln zu reflektieren und bewusst
den Blick auf die Interaktionen zwischen
uns und dem Kind zu lenken.