information & bewusstsein
(Cyber)Mobbing:
GEFAHR FÜR PSYCHISCHE UND PHYSISCHE GESUNDHEIT
Ein präsentes Thema im Schulalltag
Foto: © Luis Louro -
Fotolia.com24 | JUNI 2015
S
ie
zittert am ganzen Körper und
klagt über starke Übelkeit. Die
14-Jährige möchte heute nicht
in die Schule gehen. Ihre Mutter
ist ratlos. Sie bemerkt, dass L. sich in
den letzten Wochen stark verändert
hat. Das Mädchen kann sich kaum auf
ihre Aufgaben konzentrieren und ihre
schulischen Leistungen sind rapide abge-
sunken. Was die Mutter nicht weiß ist,
dass L. seit Wochen von drei Mädchen
aus ihrer Klasse in sozialen Netz-
werken beschimpft und gedemü-
tigt wird. L. wird gemobbt und
sie ist damit nicht alleine.
Jede/r dritte Schüler/in an
österreichischen Schulen ist oder
war schon einmal von Mobbing
betroffen (WHO-HBSC-Survey
2010). Alter, Schultyp, Herkunft,
sowie Geschlecht spielen dabei
keine Rolle. Mobbing kann jede/n
treffen.
In Schulworkshops sowie Ein-
zelcoachings mit Jugendlichen
höre ich immer wieder von
erschreckenden Mobbing-Fällen.
Mobbingopfer werden über einen
längeren Zeitraum u.a. beschimpft,
beleidigt, bedroht, ausgegrenzt oder
durch das Verbreiten von Lügen und
Gerüchten gedemütigt. Durch die
Vielzahl der neuen Medien steigen
die Möglichkeiten des Mobbings.
Den Opfern fällt es immer schwerer
sich den Angriffen zu entziehen. Viele
der betroffenen Kinder und Jugendlichen
schämen sich für das Erlebte, geben sich
selbst die Schuld oder werden bedroht,
weshalb nur etwa die Hälfte aller Eltern
und wenige Lehrer vom Mobbing erfah-
ren. Eine
Gefahr im Umgang mit Mobbing liegt
darin, dass das Wort Mobbing mittler-
weile inflationär gebraucht wird, so dass
einfache Konfliktsituationen zwischen
SchülerInnen unnötig verstärkt werden
oder „echte“ Mobbingfälle nicht oder
sehr spät erkannt werden.
Mögliche Anzeichen für Mobbing
sind Mutlosigkeit, Traurigkeit, starke
Unsicherheit, Verzweiflung, Zurück-
gezogenheit, ein Absinken der schu-
lischen Leistungen, Lern- und Kon-
zentrationsstörungen, Schulangst bis
Schulverweigerung, Schlafstörungen,
wiederkehrende Kopf-, und Bauch-
schmerzen oder Depressionen bis hin zu
Suizid(gedanken). Rasche Hilfe ist daher
von besonderer Bedeutung.
Erste Hilfe für Betroffene:
•
Führen Sie ein Gespräch mit dem Kind/
Jugendlichen
•
Hören Sie aufmerksam zu und ver-
meiden Sie Vorwürfe und vorschnelle
Ratschläge
•
Überlegen Sie gemeinsam weitere
Schritte
•
Unterstützen Sie den/die Betroffene(n)
beim Führen eines Mobbingtagebuches
(Datum, Uhrzeit, Beteiligte, Zeugen,
Vorfall)
•
Regen Sie das Kind/den Jugendlichen
zum Sichern von Nachrichten und
Postings an
•
Überlegen Sie gemeinsam wer noch
helfen könnte (z.B. Klassenvorstand)
•
Holen Sie sich und dem Kind/Jugend-
lichen professionelle Unterstützung
•
Denken Sie auch an Hilfe für den/die
TäterIn, denn diesem Verhalten liegen
meist belastende Umstände zugrunde,
die Unterstützung erforderlich machen.
Patricia Scheidl
Jugendcoach
Familien- und
Erziehungsberaterin
Supervisorin
www.nah-am-leben.at