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pixabay.com

7 | MÄRZ 2018

Ein Leben lang:

NEUROBIOLOGISCHE ARGUMENTE FÜR EINE NEUORIENTIERUNG VON

ERZIEHUNG UND BILDUNG IM 21. JAHRHUNDERT

Freude am Lernen

Prof. Dr. Gerald Hüther

Neurobiologe

www.gerald-huether.de

www.akademiefuerpotenti-

alentfaltung.org/

Wer seine Freude am eigenen Entdecken

und Gestalten bereits als Heranwachsen-

der verloren hat, wird auch später auch

kaum Freude am eigenen Tätig-Sein

entwickeln. Wer aber nur gelernt hat,

das zu tun, was von ihm verlangt wird

– und was daher auch als präzise und

kontrollierbare Vorgabe definierbar ist –

wird künftig immer besser durch digital

gesteuerte Automaten und Roboter

ersetzbar.

Angesichts dieser Perspektiven brauchen

wir keine weiteren Schulreformen, son-

dern eine auf die Aufrechterhaltung der

angeborenen Lernfreude unserer Kinder

ausgerichtete, grundsätzliche Umorien-

tierung unserer bisherigen Erziehungs-

und Bildungsbemühungen.

U

nser gegenwärtiges Verständnis

von „Lernen“ ist zu einer Zeit

entstanden, als noch niemand

wusste, wie Lernprozesse ab-

laufen und dass die Lernfähigkeit nicht

vom Gehirn erfunden wurde, sondern

ein Grundmerkmal allen Lebendigen ist.

Wer nichts mehr lernen kann, ist tot.

Und wer einem anderen Lebewesen,

und erst recht einem anderen Menschen

seine Freude am Lernen raubt, verdirbt

ihm auch seine Freude am Leben.

Freudvoll lernen kann nur jemand, der

sich selbst als Gestalter seines eigenen

Lernprozesses erlebt, der also nicht zum

Objekt der Erwartungen und Absichten,

der Belehrungen und Bewertungen, der

Vorgaben und Maßnahmen von ande-

ren Personen gemacht wird.

Gerald Hüther ist einer der bekann-

testen Neurobiologen, er versteht

sich als „Brückenbauer“ zwischen

neurobiologischer Forschung und

praktischer Lebensgestaltung, ist

Sachbuchautor, Berater in Wirtschaft

und Politik und Vorstand der

Akademie für Potentialentfaltung.