information & bewusstsein
Vorsicht Falle:
Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil
(Albert Einstein)
Stereotype vergiften uns die Zukunft
Mag. Jacques A.
Mertzanopoulos
GF Arthur Hunt
Human Resources
Consulting, Wien
13 | SEPTEMBER 2016
Foto: ©
pixabay.comI
ch bin ein großer Anhänger und
Bewunderer von Frau Spira. Ich finde
ihre Geschichten teils erheiternd,
teils erschreckend und teils regen
sie sehr zum Nachdenken an. Ich meine
jetzt nicht die „Liebesg’schichten und
Heiratssachen“ (die sind zwar auch
erstaunlich), sondern die „Alltagsge-
schichten“. Vor einigen Wochen war die
bis dato noch nie ausgestrahlte Sendung
„Stammtische“ zu sehen. Damals 1988,
rund um die Diskussion über den mittler-
weile verstorbenen Bundespräsidenten
Waldheim, wurde die Sendung nicht ge-
zeigt, um das ohnehin schon angeheizte
Klima nicht weiter zu vergiften.
Warum ich das jetzt erwähne? Weil in
der Sendung gesagt wurde, dass die
Juden die ganze Geschichte ins Rollen
gebracht hätten, die Juden immer für
Verunsicherung sorgen würden und die
Juden selbst schuld daran wären, dass
sie immer verfolgt würden. Zwei Tage
vor dieser Sendung hat ein französischer
Spitzengastronom zwei Muslimas des
Lokals verwiesen. Nach einem heftigen
Streit rief er den beiden zu:“ Alle Musli-
me sind Terroristen, alle Terroristen sind
Muslime.“ Ich will mit diesen beiden
Beobachtungen der letzten Wochen nur
darauf hinweisen wie gefährlich und
dumm Stereotypen sind. Das Beunruhi-
gende daran ist mitunter, dass wir von
ihnen umgeben und umzingelt sind.
Einige Beispiele gefällig? Rumänen in
Wien sind Bettler oder Diebe! Afrikaner
sind Drogendealer! Arbeitslose sind faul
und wollen nicht arbeiten! Stereotype
vereinfachen scheinbar das Leben, man
braucht nicht mehr selbst zu denken,
man muss sich nicht mehr selbst ein Bild
machen. Die Karikatur, diese übertrie-
bene, vereinfachende Darstellung unserer
Umwelt, ist zumeist Gift, das unser Leben
und vor allem das friedliche Zusammen-
leben schwieriger macht. Eine sinnvolle
Integration von Menschen, die in unser
Land kommen, ist so nicht möglich.
Man kann weder mit der Vergangenheit
Frieden schließen, noch eine friedliche
Zukunft für uns und unsere Kinder ermög-
lichen, wenn wir es nicht schaffen die
oft gehässigen Stereotype aus unserem
Wortschatz zu verbannen. Der deutsche
Philosoph Karl Jespers sagte „Dass wir
miteinander reden können, macht uns
zu Menschen“. Stereotype hel-
fen Brücken zu zerstören und zu
beleidigen – oder wer will schon
nur aufgrund seiner Haarfarbe,
Hautfarbe, Religion oder
Werten als dumme
oder böse Karika-
tur eines Men-
schen behan-
delt werden?
Kommuni-
zieren auf
Augenhöhe
ist es, was wir
tun sollten. Diese Art
des Miteinanders müssen wir
un-
seren Kindern beibringen, damit wir auch
in Zukunft eine schöne Zukunft haben!