information & bewusstsein
Inklusion international:
WIE WIRD SIE IN ANDEREN LÄNDERN NUN TATSÄCHLICH UMGESETZT?
Inklusion weltweit
Dr. Patrizia Fiala
Sonderschullehrerin
VS Gloggnitz
Integrationsklasse
PH-Baden und
PH-Eisenstadt
Foto: © naluwan - Fotolia.com
7 | MÄRZ 2015
N
achdem der Weltkongress von
INCLUSION INTERNATIONAL,
welcher im Juni 2014 in Nairobi
zum Thema: „A BETTER WORLD
FOR ALL“ hätte stattfinden sollen, auf
Grund von massiver Terrorgefahr ab-
gesagt wurde, stellt sich nun die Frage,
wie es weltweit mit der Inklusion weiter
geht?
Als Vorreiterländer werden dabei immer
wieder Norwegen und Italien erwähnt.
Deshalb nun ein Blick nach Italien: In
ganz Italien werden seit 1977 Schüle-
rInnen mit Behinderungen in Regelklas-
sen unterrichtet, ABER ab drei Schüle-
rInnen mit diagnostizierter Behinderung
steht der Klasse ein/e zweite/r Lehrer/in
zu, wobei die Klassenschülerhöchstzahl
von 20 nicht überschritten werden darf.
Norwegen hat einen gänzlich anderen
Weg eingeschlagen: Die norwegische
Inklusionsforscherin Annelise Arnesen
beschäftigt sich mit der schulischen
Realisierung des Inklusionsanspruchs
in Norwegen und fand heraus, dass
eine enorme Zunahme von segregierten
Gruppen in den letzten Jahren schlei-
chend stattfand.
So wurden nach der amtlichen Statistik
im Schuljahr 2001/02 1349 Kinder in
Sonderklassen unterrichtet, 2007/08
waren es bereits 7065 Kinder. Das Ziel
der Inklusion ist laut der Forscherin bei
einem so hohen Anteil an Sonderklassen
verfehlt. Auch wenn es offiziell in Nor-
wegen verboten ist, gibt es immer mehr
Formen der Leistungsdifferenzierung an
Schulen, es kommt zu einer Hinwendung
zu Outputorientierung auf Kosten der
Lernprozessorientierung.
Besonders krass verläuft die Entwick-
lung in England, wo alle Schulen in der
Öffentlichkeit daran gemessen werden,
zu welchen Leistungsergebnissen und
Abschlüssen sie ihre SchülerInnen brin-
gen und so SchülerInnen mit sonderpä-
dagogischen Förderbedarf nicht überall
„erwünscht“ sind.
Deshalb stellt sich nun die Frage, wie
Inklusion nun wirklich bestmöglich um-
gesetzt werden kann?
Um die Heterogenität im Klassenzimmer
als Ressource zu nutzen, bedarf es doch
einiger grundsätzlicher Überlegungen.
Der italienische Weg erinnert doch sehr
an das österreichische Integrationsmo-
dell und wird seit fast 40 Jahren mit Er-
folg verwirklicht. Um alle SchülerInnen
optimal zu fördern bedarf es demnach
nicht nur relativ kleiner Klassen,
sondern auch einem Teamteaching-
system von zwei Pädagogen.
Bevor die Inklusion in Österreich
ab 2017 bundesweit umgesetzt
wird und alle bisherigen Errun-
genschaften im sonderpädago-
gischen Bereich grundlegend
umgewandelt werden, wäre ein
Blick über die Grenzen si-
cher eine große Hilfe, um
bestmögliche organisa-
torische und inhaltliche
Grundlagen dafür
zu schaffen
I
nklusion:
Die Zukunft
der Bildung
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