information & bewusstsein
Professor Abakus:
Gesunde Nachbarschaft
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Ghostwriter: Birgit Menke
N
eben unserem Garten gibt es ein völlig verwildertes Grundstück. Es
ist so dicht bewachsen, dass man nicht zur nächsten Straße sehen
kann, außer im Winter, wenn die letzten Blätter gefallen sind. Ich
mag das, so unaufgeräumt und geheimnisvoll. Wenn wir sehr leise
sind sehen wir dort manchmal Rehe, versteckt im Gebüsch. Unzählige Kohl-
meisen mit schwarzem Bauchstrich, Buntspechte, Rotkehlchen, Grünfinken,
Amseln, Kleiber, die gerne kopfvoran die Baumstämme runterklettern, Raben-
vögel und Nebelkrähen leben hier. Auch ein farbenprächtiger Fasan begibt sich in
den Morgenstunden auf Nahrungssuche.
„Ein Paradies,“ sagt Opa. „Vor allem für Hummeln, Bienen und was sonst noch kriecht
und fliegt. Das Grundstück werden die Besitzer sicher irgendwann auch verhökern. Wie vor
ein paar Jahren die kanadischen Pappeln, mit ihrer gewaltigen Krone. Ich habe noch den Gesang der
Blätter im Ohr, die die Luft zum Schwingen brachten. Schön war das, auch wenn sich im Herbst riesige
Laubhaufen auf dem Rasen getürmt haben. Es dreht sich immer alles ums Geld.“
„Irgendwo müssen Menschen wohnen,“ antwortet Papa, der sich mit der Wildnis plagt, die
sich durch alle Ritzen und Löcher einen Weg in unseren Garten sucht.
„Das mit dem Geld und dem Besitz liegt wohl in der menschlichen Natur. Wenn ich zu entscheiden
hätte, würde es jeden Tag einen Aufruf geben, verantwortungsbewusst mit Natur und Umwelt
umzugehen und sie zu schützen. Wie ein Werbespot, der frisst sich auch ins Hirn. Aber ich
werde sicher nicht gefragt, wie immer.“
22 | M
ÄRZ 2016
Westminster Abbey
Buckingham Palace
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