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Partnerschaftliche Anerkennung:
MOTIVATION ZUR SELBSTÄNDIGKEIT UND HILFE NUR DORT,
WO ES ANDERS NICHT GEHT
17 | MÄRZ 2018
Mag.
a
Sabine Raab,
Leiterin der Abteilung
Sonderbetreuung
der Wiener Kinderfreunde
Fotocredits: Kinderfreunde/
Philip Stummer
L
aut Artikel 24 der Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte
(1948) hat jeder Mensch Anspruch
auf Erholung und Freizeit. Darunter
fallen nicht nur Urlaubsregelungen für
Erwachsene sondern beispielsweise auch
das Recht auf Spielen für Kinder oder
adäquate Freizeitgestaltung für Jugendli-
che. Manche Menschen benötigen dafür
Unterstützung aus unterschiedlichen
Gründen: bauliche Barrieren, Barrieren
im Kopf, Unsicherheiten, Unterstüt-
zungsbedarf bei Alltagshandlungen oder
Entscheidungsfindungen, Begleitung
sozialer Situationen etc.
Kindern und Jugendlichen mit Behin-
derungen die nötige Unterstützung zu
geben, ist Ziel des Teams der Sonderbe-
treuung der Wiener Kinderfreunde. Bei
- zweiwöchentlichen Aktionsnachmit-
tagen während des Schuljahres (jeweils
samstags)
- der Ferientagesbetreuung in Wien
während der Sommerferien sowie
- den Feriencamps im Winter und
Sommer
bieten wir rund 90 Kindern und Jugend-
lichen mit Behinderungen Freizeiterfah-
rungen mit entsprechend ausgebildeten
und erfahrenen BetreuerInnen.
Dieser Rahmen ermöglicht es den jungen
Menschen, ihre Selbstständigkeit und
Selbstbestimmung auszubauen, sich ein
wenig von der Familie loszulösen. Denn
sie haben teilweise ganz andere Interes-
sen als die anderen Familienmitglieder,
sollen aber nicht zu kurz kommen oder
die ganze Familie sich danach richten
müssen. Unsere Angebote während
der Sommerferien kommen auch einer
Betreuungsnotwendigkeit von Kindern be-
rufstätiger Eltern entgegen, gilt es doch neun
Wochen schulfreie Zeit zu überbrücken.
FREUNDE FINDEN, SELBSTSTÄNDIG
WERDEN
In erster Linie wollen wir den TeilnehmerInnen
unserer Angebote die Möglichkeit geben,
sich zu erholen, Freizeit qualitätsvoll zu
verbringen, Kultur- und Bildungsangebote der
Stadt zu nutzen, mit allen Sinnen zu lernen,
mehr Selbstvertrauen zu gewinnen, soziale
Kontakte zu knüpfen und ihre Persönlichkeit
zu stärken. Ein therapeutischer oder aktiv för-
dernder Charakter steht dabei im Hintergrund.
Die Verbesserung von motorischen, kognitiven
und sozialen Fähigkeiten passiert nebenbei.
ERFAHRUNGSWELTEN ERWEITERN
Durch die Ideen der Kinder und Jugendlichen
sowie der BetreuerInnen entstehen viele Mög-
lichkeiten eigene Erfahrungswelten zu erwei-
tern. In verschiedenen alltäglichen Situationen
können Fähigkeiten erprobt
und ausgebaut werden. In
Anlehnung an das Prinzip
der Pädagogik von Maria
Montessori „hilf mir es
selbst zu tun“ können die
TeilnehmerInnen durch ge-
genseitige Unterstützung
sowie der Unterstützung
von BetreuerInnen Selbst-
tätigkeit und die Wirkung
der eigenen Handlungs-
fähigkeit erleben. Diese
Erfahrungen haben einen
wichtigen und nachhal-
tigen Charakter für die
Entwicklung. Dass bei all
dem der Spaß für uns alle
nicht zu kurz kommt, ist
ebenso wichtig.
Freizeit ohne Handicap
Foto: © Kinderfreunde/Philip Stummer