Lehrstile und Lerntypen:
DIE VERSCHIEDENEN INTELLIGENZEN IM KLASSENZIMMER
Wie motiviere ich alle Lernenden?
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ie kennen das: LehrerInnen sollen
alles sein und alles können?
Fachwissen haben, SchülerInnen
motivieren, freundlich sein, Leistungen
fordern, Menschen individuell fördern,
Kinder mögen, mit Eltern adäquat
umgehen, interkulturell gebildet sein,
usw.? Sind das berechtigte Wünsche der
Gesellschaft?
Themen der Persönlichkeitsentwicklung
sind im Curriculum der Lehramtsstuden-
tInnen kaum enthalten. Individuelles
Lernen bedeutet jedoch, Neigungen
und Arbeitspräferenzen der Schüle-
rInnen zu erkennen und Didaktik und
Unterrichtsmethoden entsprechend
variabel zu gestalten. So wie Lehrende
und Eltern auch, haben SchülerInnen
gewisse Vorlieben für und Aversionen
gegen bestimmte Tätigkeiten. Dies nicht
aus einer Laune heraus, sondern weil
sie so veranlagt sind. Erklärungen dazu
liefert etwa die angewandte Typenlehre,
die aktuell in neurowissenschaftlichen
Studien bestätigt wird.
UNTERSCHIEDLICHE
WAHRNEHMUNGEN
Auf den "EU-Konferenzen zur ange-
wandten Typologie" habe ich Schulbe-
rater aus allen Kontinenten kennenge-
lernt. Sie arbeiten mit der dynamischen
Typenlehre nach C.G.Jung, wie sie von
den großen Fortune 500-Konzernen
ebenso wie z.B. an Kanadas Universi-
täten eingesetzt werden. Sie geht davon
aus, dass wir uns unterscheiden: in der
Wahrnehmung (Sinneswahrnehmung
oder Intuition), in der Art, wie wir Infor-
mationen rational verarbeiten (Fühlen
oder Denken), in der energetischen
Ausrichtung (Extravertiert oder Introver-
tiert) und dem Lebens- und Arbeitsstil
(Entscheidungsorientiert oder Wahr-
nehmungsorientiert). Und all das macht
etwas mit uns. In der Kommunikation
und allen Interaktionen und Alltagsäu-
ßerungen. Und: Jeder lehrt und lernt
eben anders.
Unter Extravertiert und Introvertiert
können wir uns ungefähr etwas
vorstellen. Was aber kann das
im Klassenzimmer bedeuten und
wie werten wir das gemeinhin?
Ein kleines Beispiel mit großer
Tragweite mag dies verdeutlichen.
Ein extravertiertes Kind
könnte sagen: "Wie
soll ich wissen, was
ich denke, wenn ich
es mich nicht sagen
höre!". Ein introver-
tiertes Kind könnte
sagen: "Wie soll ich
wissen, was ich denke,
wenn ich keine Ruhe
habe!" Ahnen Sie, welch
unterschiedliche Bedürfnisse
daraus entstehen und im
Unterrichtssetting bedacht
werden sollten. Das gleiche gilt
übrigens auch für Lehrende und
die Bedürfnisse, die sie selbst
in die Klasse tragen. Die Typen-
lehre hilft Lehrenden, den Lehrstil
zu reflektieren und zu erweitern,
die verschiedenen Lerntypen zu
motivieren durch unterschied-
liche Methoden, Aufgaben und
Sozialformen im Lernprozess.
information & motivation
information & motivation
Mag.
a
Christa Baumgartner,
Trainerin der "angewandten
dynamischen Typenlehre"
Psychosoziale Beraterin,
Coach
ONLINEZEITUNG:
SEPTEMBER 2013 | 29
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