JUNI
2013 |
25
Bildungspartnerschaft im Kindergarten:
NEUE ZEITEN ERFORDEN NEUE IDEEN
Gesellschaft von morgen
■
■
Z
u Jahresbeginn nahm ich die Mög-
lichkeit wahr, mich im Rahmen der
Enquete Bildungspartnerschaft im
Kindergarten der Wiener Kinderfreunde,
dem Thema „Gesellschaft von morgen
– Konsequenzen für Erziehung und Bil-
dung“ auf eine sehr ungewöhnliche,
aber durchaus interessante
Weise zu nähern: Ich habe
mögliche Kindergarten-Zu-
kunftsszenarien aufgezeigt,
denn als Gründer des Insti-
tuts für Frühpädagogik und
Zukunftsforschung (IPZF) in
Würzburg bin ich mit dem
Thema bestens vertraut.
Mögliche Bilder reichen vom
bilingualen Kindergarten
(Englisch, Mandarin, Hindi
etc.) über den naturwissen-
schaftlich-technisch ausgerichteten Kin-
dergarten bis hin zum Kindergarten mit
Roboterbetreuung, dem multimedialen
24-Stunden-Elite-Kindergarten, dem Kin-
dergarten als Familienzentrum und dem
Kindergarten als multiprofessionelles
Familienhaus. Wie auch immer künftige
Kindergärten aussehen bzw. geführt sein
werden, fest steht, dass sie in hohem
Maße mit der Vermittlung erforderlicher
„Zukunftskompetenzen“ wie beispiels-
weise neuer lernmethodischer Kompe-
tenzen (Lernen lernen) und der Stärkung
der Persönlichkeit betraut sein werden.
Das schöne, aber gleichzeitig auch schwie-
rige an der Zukunft ist, dass wir heute
natürlich noch nicht wissen, wie sie tat-
sächlich aussehen wird. Jedoch zeigt die
Zukunftsforschung Trends
für die nächsten 10, 20 oder 30 Jahre auf,
an denen wir uns beim Bestimmen zu-
kunftsorientierter Kompetenzen orientie-
ren können. Außerdem wäre es wichtig,
auch die aktuellen Bedürfnisse der Kinder
wahrzunehmen und zu unterstützen. Auf
jeden Fall sollten wir nicht mehr so sehr
vergangenheitsorientiert denken.
Ich gehe auch davon aus, dass die Ansprü-
che an KindergartenpädagogInnen in Zu-
kunft zunehmen werden. Sie werden nicht
nur die Bildung von Kleinkindern intensivieren, sondern
auch den abnehmenden Einfluss der Familienerziehung
kompensieren müssen. So beträgt die reine Familien-
zeit ganztags betreuter Dreijähriger an Wochentagen
schon jetzt nur mehr durchschnittlich 3 Stunden. „Die-
sen steigenden Anforderungen werden PädagogInnen
künftig nur mit einer höherwertigen Ausbildung, einer
intensiveren Fortbildung sowie besseren Rahmenbedin-
gungen gerecht werden können. Ob ich damit richtig
liege, werden wir wohl erst wissen, wenn die Zukunft
Vergangenheit ist…
information & entwicklung
information & entwicklung
Dr. Martin R. Textor
Gründer des Instituts
für Frühpädagogik
und Zukunftsfor-
schung (IPZF) in
Würzburg
tipp
Zum Weiterlesen:
Textor, M.R.: Kin-
dertagesstätten der
Zukunft (überarbeiteter
Vortragstext). http://
dagogik.de/2262.html
Foto:
© Ingeborg Becker-Textor
Fotos: ©
Wiener Kinderfreunde