information & reisen
Dipl.-Ing. Alexander Ristic
Berater für
Identitätsmanagement
BRUTTONATIONALGLÜCK ALS ALTERNATIVE ZUM
WACHSTUM
Bhutan
Glück als oberstes Staatsziel:
28 | DEZEMBER 2016
Acht Zehntel der Landesfläche Bhutans
sind bewaldet. Der Strom kommt zu 100
Prozent aus erneuerbarer Energie – der
Export von Hydroelektrizität nach Indien
ist der größte Devisenbringer.
Wo liegt überhaupt der Unterschied zu
dem, was andere Staaten machen? Im
Westen schaue man nur auf die mate-
rielle Seite. Je mehr Geld, desto besser.
In Bhutan sei Wachstum ein Mittel, aber
nicht das Ziel.
Man kann das Bruttoinlandsglück als
ein Haus mit vier Säulen beschreiben.
Nur wenn alle Säulen gleich groß sind:
wenn Kultur, Umweltschutz, Wirtschafts-
wachstum und gutes Regieren gleicher-
maßen berücksichtigt werden, lässt sich
ein Dach darauf bauen. In bhutanischen
Augen ist der Kapitalismus ein Haus mit
nur einer Säule – dem Wirtschaftswachs-
tum. Ein Haus mit nur einer Säule stürzt
ein, früher oder später.
Man darf sich Bhutan nicht als einen pa-
radiesischen Zustand vorzustellen. Es ist
ein kleines Land mit vielen Problemen.
Aber es versucht ehrlich seinen Weg zu
gehen.
I
n dem kleinen Königreich im Hima-
laya, zwischen Indien und China, gilt
nicht das Wirtschaftswachstum als
Maß der Dinge, sondern die Zufrie-
denheit seiner Einwohner. Bhutan hat
750.000 Einwohner und ist das einzige
Land der Welt, dem das Glück seiner
Bewohner wichtiger ist als sein wirt-
schaftlicher Erfolg.
Wann geht es einem Land wirklich
gut? Wenn die Menschen viel lachen,
viel Freizeit haben oder wenn sie viel
verdienen?
In Bhutan fragte sich 1986 König Wang-
chuk, wie er die Zufriedenheit seines
Volkes erhöhen könne. Er formulierte
vier Leitlinien: Bewahren und Fördern
der Kultur; Leben im Einklang mit der
Natur; gerechte Wirtschaftsentwick-
lung; gutes Regieren. So entstand das
Konzept, dass er später »Gross National
Happiness« nannte.
Bhutan geht nicht davon aus, dass
die Regierung die Menschen glücklich
machen kann oder auch nur soll. Der
Mensch soll selbst entscheiden, was sein
persönliches Glück ist. Der Staat sei nur
für die Rahmenbedingungen verantwort-
lich: Erziehung, kostenlose Bildung und
Gesundheit, Bewahrung von Natur und
Kultur – und natürlich auch für gutes
Einkommen.
Heute müssen neue Häuser in Bhutan im
traditionellen Stil gebaut werden. Bei der
Arbeit tragen die Menschen die Natio-
naltracht, Zigaretten und Plastiktüten
sind verboten.
Fotos:© Alexander Ristic