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8 | MÄRZ 2013
Fotos: © lynea - Fotolia.com
sich für eine große Persönlichkeit, weil er
ins Theater und ins Procope gehen kann.“
Die Wiener Kaffeehäuser wirkten dage-
gen zu dieser Zeit noch eher wie Spe-
lunken. Über das erste „Literatenkaffee
Wiens“, das Kramersche Kaffeehaus in
der Innenstadt, gibt es einen Bericht des
Antiquarbuchhändlers Franz Gräffer, in
dem verschiedene Details in etwa so fest-
gehalten sind:
Das Lokal besteht aus einem einzigen un-
angenehm düsteren Zimmer, in welchem
zehn bis 20 Personen Platz haben mögen.
Eine große blanke Kaffeekanne von Mes-
sing, gehalten von einem viel kleineren
Mohren, der ebenso glänzend blinkt,
kennzeichnet den Eingang. Heraußen vor
der Tür an jeder Seite ein großes hölzernes
Sofa, grün angestrichen. Drinnen sind
sechs Tische, darunter drei Solitärtisch-
chen, sehr abgebraucht, einige mit Mar-
morplatten. Es sind vier Bänke und sechs
Sessel da, unter denen vier Taburetts (Ho-
cker), sämtlich dick gepolstert, sehr groß
und massiv, mit derbem schwarzem Leder
überzogen. Ein plumper Spiegel hängt da
im Hintergrunde; es hängen da noch vier
Spiegelleuchterchen, jedes mit einer ein-
samen Unschlittkerze versehen. Die Höh-
le, von dem einzelnen Talglicht des Feu-
erburschen im Hintergrund etwas erhellt,
ist mit Eichenholz ausgetäfelt, mit dün-
nen Goldleistchen und etwas Rokokoge-
schnörkel verziert. Auf den Tischen liegen
die Zeitungen, nämlich das „Wienerische
Diarium“ (die spätere Wiener Zeitung),
weiß auf schwarz gedruckt, die „Augs-
burger Mollsche Ordinari“ (katholisches
Blatt, das sich selbst auch „Augsburger
Ordinari-Post-Zeitung“ nannte)
Prof. Franz W. Strohmer
Journalist, Vize Präsident
des Badener Presseclubs
B
ereits um 1670 galt in London die
Devise „my coffee-house is my
castle“ (mein Kaffeehaus ist mein
Schloß), denn dort wurden unter den Ge-
schäftsleuten, den Wissenschaftlern, den
Juristen, den Beamten, den Schriftstel-
lern und den ehrsamen Bürgern demo-
kratische Rechte diskutiert und mittels
Einsprüchen und Protesten oft erfochten.
Die gebildeteren Londoner wußten auch
sehr genau, in welchem Coffee-house
sie etwa den scharfzüngigen Autor von
„Gullivers Reisen“ Jonathan Swift oder
den Erfinder von "Robinson Crusoe“
Daniel Defoe, den Essayisten (Verfasser
einer geistvollen, meist kritischen Ab-
handlung) Alexander Pope oder gar den
berühmten Naturforscher Isaac Newton
finden würden.
In Paris eröffnete 1686 der aus Italien
stammende Kellner Procopio de Coltel-
li ein „maison de Cafe`“ mit Lustern
aus Kristall, mit großen Spiegeln an
den Wänden und mit Tischen aus
echtem Marmor. Neben dem Ofen
waren die Neuigkeiten des Tages an der
Wand affichiert.
Als kurz nach der Eröffnung dieses luxuri-
ösen Lokales die „Comedie francaise“
(französisches Nationaltheater) in die
Nähe von Coltellis Kaffeehaus übersie-
delte, wurde das „Procope“ zum Treff-
punkt der namhaftesten Politiker, Künst-
ler, Philosophen und Gesellschaftslöwen.
Rousseau, Diderot und der Theaterdichter
Beaumarchais waren Stammgäste. Selbst
Voltaire kam hin und wieder in das noble
Kaffeehaus. Über einen nicht gerade be-
deutenden Dichter sagte er: „Der hält
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