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information & bewusstsein

Eine Bestandsaufnahme - Teil 1:

„BIST DU WÜTEND, ZÄHL BIS VIER, HILFT DAS NICHT, DANN EXPLODIER.“ –

WILHELM BUSCH

Trotz, Wut undAggression

Foto: © Andreas

Wolf-Fotolia.com

24 | JUNI 2016

Patricia Scheidl

Jugendcoach

Erziehungsberaterin

Elternbildnerin

www.nah-am-leben.at

Trotz-, und Wutanfälle inkl. Brüll- und Schreikon-

zerten stellen hier derzeit noch die harmlosesten,

wenn auch nicht weniger anstrengenden, Momente

im Beisammensein mit Kindern dar. Das Zerstören

und Werfen von Gegenständen dient ebenso

dem Aggressionsabbau wie das Beißen,

Spucken, Schimpfen, Kratzen, Hauen

und Schubsen, das nicht nur bei

Geschwisterkindern und Spielka-

meraden zur Anwendung kommt,

sondern deren Wirkungsbereich

auch bei Erwachsenen getestet wird.

Bei einer Literaturrecherche zum

Thema wird relativ schnell klar, dass

die erwähnten Verhaltensweisen vor

gar nicht allzu langer Zeit noch

ausschließlich Kindern und Ju-

gendlichen aus schwierigen

familiären Verhältnissen

sowie sozial schwächeren

Umgebungen zugeordnet

wurden. Dies kann heute

definitiv nicht mehr bestätigt

werden.

Doch wie ist das auffallend impulsive Verhal-

ten von vielen Kindern zu erklären? Haben

wir es heute mit lauter verhaltensauffälligen

Kindern zu tun? Auch dies, denke ich, würde

zu kurz greifen. Ohne Frage, können gewisse

grenzüberschreitende, gefährdende und

auffällige Verhaltensweisen unter bestimmten

Umständen starke Botschaften nach außen

sein, die uns Erwachsenen zeigen sollen, dass

es dem Kind in der derzeitigen (familiären)

Situation nicht gut geht, es unglücklich oder

überfordert ist. In diesen Fällen ist es beson-

ders wichtig, das Verhalten auch als Auffäl-

ligkeit und Botschaft des Kindes zu erkennen,

um adäquat helfen zu können. Doch scheinen

oben erwähnte Verhaltensweisen heute in

unterschiedlicher Ausprägung auch bei allen

anderen Kindern zum Alltagsprogramm zu ge-

hören. Dies ist nicht nur in unterschiedlichsten

Alltagssituationen zu beobachten,

sondern wird auch von Pädago-

gInnen und Eltern bestätigt.

Wir haben es also mit einer

neuen Generation von

Kindern zu tun, die sich in

unserer heutigen schnell-

lebigen Konsumgesell-

schaft bewegt, neuen

Herausforderungen gegen-

übersteht und sich individuell

entwickelt und verhält. Sowie

jede Elterngeneration, hat auch die

unsrige es mit neuen Herausforde-

rungen und kindlichen Individuen zu tun,

die uns unterschiedlichste Fähigkeiten

abverlangen.

Mehr zum Thema (über gesellschaft-

liche und elterliche Einflüsse, dem

Verstehen und Begleiten von Trotz,

Wut und Aggression und den

Möglichkeiten der Unterstützung

im Akutfall) lesen Sie in den

nächsten Ausgaben.

Weitere

Informationen

Tipps und Anregungen

A

ggressive und trotzende Kinder

stellen heute eine große Heraus-

forderung für Eltern und Päda-

gogInnen dar. Obwohl es immer

schon Situationen gegeben hat, in denen

Kinder aggressive Verhaltensweisen

aufzeigten und auch die sogenannte

Trotzphase keine gänzlich neue Ent-

deckung ist, erscheint das Ausmaß der

derzeitigen kindlichen Wutanfälle und

aggressiven Verhaltensweisen weitaus

heftiger als noch vor einigen Jahren bzw.

bei den vorhergehenden Generationen

beobachtbar.