Previous Page  20 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 20 / 36 Next Page
Page Background

information & tradition

Weihnachten in Wien:

1816 ERSTRAHLTE IM HAUSE HABSBURG ERSTMALS EIN CHRISTBAUM IM

LICHTERGLANZ

Weihbaum- oder Christbaumfest

Foto: ©

pixabay.com

20 | DEZEMBER 2015

Prof. Franz W. Strohmer

med. Journalist

Dazu gehören auch Feste und Festzeiten, die

zu menschlichen Begegnungen führen und

geführt haben.

Eines der bedeutendsten Feste des Christ-

lichen Glaubens ist das Weihnachtsfest, auf

das sich auch Wien im Advent immer wieder

mit großem Enthusiasmus und ausgeprägter

Vorfreude einstimmt. Advent heißt Ankunft

und kommt aus dem Lateinischen „ adventus

domini“, Ankunft des Herrn, wo wir uns auf

das Christkind vorbereiten, das den lieben

Nikolaus, jenen geheimnisvollen Bischof von

Myra, der die Bevölkerung aus einer Hungers-

not gerettet haben soll, als Gabenbringer noch

weit übertreffen konnte.

Der Weihnachts- oder Christbaum

wurde von dem jüdischen Ban-

kier Arnstein 1810 in Wien

eingeführt.

Der Geheimpolizei war das

ziemlich verdächtig und

sie beobachtete das damit

verbundene Ritual mit

äußerster

Skepsis. Ein Geheimpolizist

berichtete darüber: „Bei Arn-

stein war, offenbar nach Ber-

liner Sitte ein Weihbaum- oder

Christbaumfest. Alle eingeladenen

Personen erhielten Geschenke oder Souvenirs

vom Christbaum. Es wurden komische Lieder

gesungen.

Es wurde durch alle Zimmer ein Umgang

gehalten mit den zugeteilten, vom Baum,

abgenommenen Gegenständen und man war

bester Laune. Noch vieles andere, was in Wien

heimlich heimisch wurde, wurde unheimlich

wienerisch und zur Wiener Note.

V

or mehr als zweihundert Jahren

wurde Hans Christian Andersen

geboren. Der Däne war ein gro-

ßer Dichter, das Ereignis seines

Lebens an sich „Poesie“, wie er es selber

formulierte. Seine Märchen bewegten

sich zwischen Tag und Traum und er war

ein scharfsichtiger Kritiker der mensch-

lichen Gesellschaft, die sich leider oft

als unmenschliche Gesellschaft präsen-

tierte. Sein Märchen, „Des Kaisers neue

Kleider„ ,in dem sich der Kaiser vor dem

Hofstaat nackt zeigte und von allen aus

Opportunismus gegenüber der Macht als

modisch gekleidet untertänigst bewun-

dert wurde, karikierte in genialer Weise

das Aufflammen des Zeitgeistes und

die Auswüchse von „Moden“

oder „Trends“. Ein neues

Schild vor den alten La-

den zu hängen, ist keine

wirkliche Innovation.

Qualität zu reklamie-

ren, bedeutet über-

haupt nichts, wenn

man nicht definiert,

welche Qualität damit

gemeint ist.

Kulturelle Qualität bedeutet in erster Linie das Streben

nach mehr Wohlbefinden, das nur im Spannungsfeld zwi-

schen Bewahren, Schaffen und Verändern erfüllt werden kann.

„Natur“ steht in direktem Gegensatz zu „Kultur“. Die „Natur“

hat ihre Gesetzmäßigkeiten und Ordnungsprinzipien von Natur

aus. Kultur muss erst über Lernprozesse entwickelt und erfahren

werden, wobei das Prinzip Hoffnung, das wachsende Verständnis

für Wert und Sinnhaftigkeit und das Wissen um unsere Schwächen

zu wichtigsten Triebfedern unseres Handelns werden sollten. Ein

wesentlicher Faktor von Kultur sind auch Traditionen, als überliefer-

te und bewahrte Gesellschaftswerte.