

information & arbeit
Jugend und Zukunft:
IST DIE LEHRE (K)EINE ALTERNATIVE?
Muss es immer Matura sein?
Mag. Reinhard Winter
30 | JUNI 2017
Foto ©
pixabay.comD
ie Lehre hat in Österreich durch-
aus einen hohen Stellenwert.
Das zeigen mehrere Studien
und auch in vielen Gesprächen
kommt das zum Ausdruck. Nur wenn es
um die eigenen Kinder geht, dann sieht
es oftmals anders aus. Da ist die Matu-
ra für viele Eltern ein Muss. Natürlich
wollen Eltern das Beste für ihr Kind. Aber
ist das immer die Matura?
Es gibt mehrere Gründe, die für eine
Lehre sprechen.
Aber auch die Zahl der arbeitslosen Aka-
demiker ist im Steigen. Laut AMS waren
im April dieses Jahres 23.231 Personen mit
akademischer Ausbildung arbeitslos. Das ist
ein Plus von 2,9 Prozent oder 657 Personen
gegenüber dem Vergleichszeitraum des
Vorjahres.
GUTE CHANCEN AUF INTERNATIONALEN
ARBEITSMÄRKTEN
Die duale Ausbildung ist ein Export- Schla-
ger. Sie hat weltweite Vorbildfunktion und
mehrere Länder bauen derzeit ein ähnliches
Ausbildungssystem auf. Warum? Österreichs
Lehrlinge sind hervorragend ausgebildet. Das
zeigen eindrucksvoll auch die Ergebnisse der
Berufsmeisterschaften Euro- und WorldSkills,
bei denen österreichische Teilnehmerinnen
und Teilnehmer seit Jahren Spitzplätze bele-
gen. Für Österreichs Lehrlinge bedeutet das
aber, sie haben gute Chancen auf internatio-
nalen Arbeitsmärkten.
Erfreulich ist, dass die Zahl der Lehranfänger
steigt. Ende März 2017 gab es laut Wirt-
schaftskammer 1,9 Prozent mehr Lehran-
fänger als im Vorjahr. Für 107.000 junge
Menschen in Österreich ist die Lehre eine
Alternative zu einer schulischen Ausbildung.
Sie ist jedenfalls eine gute Basis für beruf-
liche Erfolge. Und für alle, die nicht auf die
Matura verzichten wollen – Lehre mit Ma-
tura. Die im Rahmen von Lehre mit Matura
abgelegte Berufsreifeprüfung ermöglicht
jedes Studium und die Ausbildung ist mit
keinen Kosten verbunden.
FRÜHER EINSTIEG INS BERUFSLEBEN
Der frühere Einstieg ins Berufsleben hat gleich mehrere Vorteile –
zum einen sind es finanzielle Vorsprünge, die HTL – Absolventen
und Akademiker heute nur mehr schwer einholen. Je nach Lehrbe-
ruf sind diese unterschiedlich, aber durchaus beachtlich.
Rainhard Kos, Personalchef der Firma Welser Profile, nennt dazu
in einem Artikel einer österreichischen Tageszeitung konkrete Zah-
len: „Ein Technik-Lehrling hat schon 57.000 Euro auf dem Konto,
bis ein HTL-Absolvent zu arbeiten beginnt. 194.000 Euro sind es,
bis ein TU-Absolvent einsteigt.“
BERUFSERFAHRUNG
Immer wieder wird gerade von Schul- oder Studienabsolventen
beklagt, dass es für sie mangels praktischer Erfahrung schwierig
ist, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Der ausgelernte Lehrling hat
sie. Er kann, je nach Lehrberuf, auf 2 bis 4 Jahre aktuelle prak-
tische Berufserfahrung verweisen.
GERINGES ARBEITSLOSENRISIKO
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass das Arbeitslosenrisiko
bei Lehrlingen gering ist. Ganz anders sieht es bei Personen ohne
Ausbildung aus. Jeder Vierte mit nur Pflichtschulabschluss ist ohne
Job.