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nach seinen Vorstellungen gehandhabt wird.

Erreicht das Kind durch einen Wutanfall z.B. im

Supermarkt, dass es doch noch die weitere Sü-

ßigkeit in den Einkaufswagen legen darf, lernt

es, dass ein Wutanfall, der den Eltern peinlich

und unangenehm ist, zum Ziel führt und das

gerade erprobte Verhalten wird als effektiver

Weg zum Ziel abgespeichert. Beim nächsten

Mal hat das Kind also schon eine Idee dazu, wie

es schnell an sein Ziel kommen könnte.

information & reisen

31 | JUNI 2017

Patricia Weiner

Jugendcoach

Erziehungsberaterin

Elternbildnerin

www.nah-am-leben.at

l rn

Trotz, Wut und Aggression – Teil 4:

GRENZEN SCHAFFEN EINE SICHERE BASIS FÜR EINE FREIE

ENTWICKLUNG VON KINDERN

Grenzenlos ist nur meine Liebe

W

ut, Aggression und Trotz ge-

hören zur „normalen“ kind-

lichen Entwicklung dazu.

Bei manchen Kindern mehr,

bei anderen weniger. Doch neben der

Persönlichkeit und dem Temperament

entscheiden auch noch andere Faktoren

darüber wie stark ausgeprägt aggres-

sive Verhaltensweisen sowie Trotz- und

Wutanfälle bei Kindern sind.

So können mangelnde Bewegungsmög-

lichkeiten, überhöhter Zuckerkonsum

und unkontrollierter Medienkonsum zu

erhöhter Aggression führen. Stress und

Hektik im Alltag, Müdigkeit, ungestillte

Bedürfnisse als auch Probleme in der

Familie, im Kindergarten oder der

Schule können überfordern und die Wut

oder das aggressive Verhalten Ergebnis

dieser Überforderung, und damit eine

starke Botschaft nach außen, sein. Was

das Kind als unangenehm oder überfor-

dernd empfindet ist für uns als Erwach-

sene zwar nicht immer nachvollziehbar,

doch es ist wichtig, das Kind in seinen

Empfindungen ernst zu nehmen.

Überfordernd ist für Kinder auch ein

von ihnen bestimmter Alltag ohne

bzw. mit wenig Grenzsetzung durch

die Eltern. Klare Regeln, Struktur und

Grenzen geben Kindern Sicherheit, in

einer Welt, die sie gerade erst entde-

cken. Auch ein Nein durch die Eltern

kann eine Verweigerungshaltung oder

aggressives Verhalten des Kindes

auslösen. Das Kind muss ja schließlich

Gewissheit bekommen, ob es hier

wirklich auf eine Grenze gestoßen ist.

Es möchte austesten, ob es nicht doch

noch erwirken kann, dass die Situation

Drei elterliche Verhaltensweisen tragen, neben anderen Faktoren, vorrangig

dazu bei, dass Kinder vermehrt zu Trotz- und Wutanfällen neigen.

1.

Wir setzen zu wenige Grenzen:

Wenn wir kei-

ne Regeln vorgeben und dem Kind Entscheidungen

überlassen, die es aufgrund seines Alters und seines

Entwicklungsstandes, nicht treffen kann, wird das Kind

in eine unsichere und überfordernde Situation gebracht.

Die Überforderung führt zu Wut, Trotz und Aggression.

2.

Wir lassen das Kind „regieren“:

Das Kind ist es

gewohnt als bestimmender Prinz oder tonangebende

Prinzessin den Familienalltag zu gestalten. Stößt es dann einmal an

eine Grenze, versucht es diese mit allen Mitteln zu

überwinden.

3.

Wir lassen zu, dass das Kind mit Trotz,

Wut und Aggression Ziele erreicht:

Das effektive

Verhalten wird als Verhaltensmuster abgespeichert und kommt in

den verschiedensten Situationen zur Anwendung. Schließlich hat das

Kind mit diesem Verhalten ja schon einmal oder mehrere Male seine

Ziele erreicht.

Mit Ritualen, einer vorgegebenen Struktur im Alltagsablauf, klaren

Regeln und einer sicheren Grenzsetzung schaffen wir eine schützende,

sicherheitsgebende Basis für die Entwicklung unserer Kinder, zu der

Trotz, Wut und Aggression in einem gewissen Ausmaß dazugehören

dürfen.

Wir als Erwachsene können Kinder unterstützen mit diesen „norma-

len“ Emotionen und Zuständen umzugehen. Den Grundstein legen

wir mit unserer erzieherischen Grundhaltung und dem Wahrnehmen

unserer Elternrolle. Von konkreten Möglichkeiten des Umgangs mit

Trotz, Wut und Aggression von Kindern lesen Sie

in der nächsten Ausgabe.

Foto: ©

pixabay.com