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21 | SEPTEMBER 2016

D

as Thema „Gerechtigkeit“

betrifft immer eine Auseinan-

dersetzung mit dem eigenen

Wertesystem. Das bedeutet

grundsätzlich unterscheiden zu können:

Was ist mir wichtig und was ist mir we-

niger wichtig oder was will ich und was

will ich nicht.

Was sind Werte? Werte sind Eigenschaf-

ten die eng mit dem Selbstbild einer

Person verbunden sind. Werte wirken

nicht nebeneinander her, sondern sind in

einer hierarchischen Struktur organisiert.

Werte-Hierarchie gibt an, an welchen

Rangstellen die Werte zueinander

stehen.

Beispiel: Je höher ein Wert in meiner

Werte-Hierarchie desto mehr werde ich

versuchen durch mein Denken & Han-

deln diesen zu erfüllen. Ich werde mich

aber auch ärgern, wenn dieser Wert

von außen z.B. durch Kommunikation,

Aussagen, Zeitungsartikel oder durch

Handlungen verletzt wird.

DREI FRAGEN ÜBER SOZIALE

GERECHTIGKEIT

1.

Ist es gerecht: wenn Menschen 40

Jahre in ein Sozialsystem einzahlen und

daraus Leistungen beziehen, wenn der

eine oder andere es nötig hat? Anders

gesagt: eine Gruppe von Menschen hat

sich darauf geeinigt monatlich einen

gewissen Betrag einzuzahlen

damit in Einzelfällen Menschen

in Notlage für einen bestimmten

Zeitraum geholfen werden kann.

information & werte

Gerechtigkeit:

GERECHTIGKEIT MUSS JEDER FÜR SICH SELBST DEFINIEREN!

Gibt es einseitige Gerechtigkeit?

Ewald Zadrazil

Business Coach &

Psychotherapeut

www.coach-zadrazil.at

2.

Ist es gerecht: wenn ein paar Menschen Leis-

tungen aus dem gleichen Sozialsystem beziehen in

das sie aber nie eingezahlt haben, aber bedürftig

oder in einer Notlage sind? Einige werden sich nun

fragen: wie viele sind das, die Leistungen beziehen

ohne einzuzahlen? Wie viele Menschen verträgt

das System? Wo ist die Grenze?

3.

Ist es gerecht: wenn immer mehr bedürftige

Menschen Leistungen aus dem Sozialsystem be-

ziehen, aus einem System in das sie nie einbezahlt

haben?

Am Ende kippt das System & keiner der Einzahler

kann mehr Leistungen beziehen. Selbst die, die

40 Jahre einbezahlt haben aber nie selber eine

Leistung bezogen haben. Ist das dann gerecht?

ANTWORTEN SIE BEI DER DRITTEN FRAGE

IMMER NOCH MIT „JA“?

Wer jetzt noch den Wert „Gerechtigkeit“ voll und

ganz, ohne Vorbehalte vertritt, ist Teil einer Min-

derheit. Aber wahrscheinlich bereit einen hohen

Preis für seinen Wert zu bezahlen. Aber ist es ver-

nünftig? Vielleicht mit seiner Freiheit wie: Nelson

Mandela mit 28 Jahre Gefängnis oder gar mit

seinem Leben wie: Franz Jägerstätter zu bezahlen?

Schlussbemerkung

Wir brauchen einen Bezugspunkt,

einen Kontext um Gerechtigkeit für

uns selber bewerten zu können.

Diese Bewertung darf aber nie

generalisiert werden, denn sie

ist immer eine ganz per-

sönliche Erkenntnis zu

einem bestimmten Ereignis. Anmerkung: Ein

„im Namen der Gerechtigkeit“ ist immer

genauestens zu hinterfragen.

Foto: ©

pixabay.com