Hörfrühförderung - Teil 3:
Wenn Kinder schlecht hören
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WIE LASSEN SICH PAUKENERGÜSSE BEHANDELN?
Nicht etwa das Ausmaß des Hörver-
lustes, sondern der Zeitpunkt der
Erkennung und Versorgung der Hörschä-
digung sowie das elterliche Engagement
beeinflussen die Sprachentwicklung des
hörbeeinträchtigten Kindes.
Für das Zustandekommen einer Betreu-
ung durch mich als mobile Sonderkin-
dergartenpädagogin und Hörfrühförde-
rin ist vor allem die soziale Auswirkung
einer individuellen Schädigung (im Sinne
eines Defizits oder Mangels) aus-
schlaggebend.
Als hörgeschädigt in der Hörfrühför-
derung gilt ein Kind,
„.. das sich aufgrund einer Funktionsein-
schränkung des Hörorgans nicht unein-
geschränkt entwickeln und entfalten
kann.“ (Leonhardt 2002, S.26).
Meines Erachtens ist jedoch der
Begriff „Hörbeeinträchtigung“ im
pädagogischen Kontext besser geeignet,
geht es doch um Menschen die aufgrund
einer Hörschädigung im sozialen Leben
nicht behindert sondern eher beein-
trächtigt werden. Deshalb verwende
ich den Begriff „Hörbeeinträchtigung“,
wenn es um Funktionseinschränkungen
des Hörens im pädagogischen Kontext
geht. Das Wesen eines Kindes, seine
besondere Persönlichkeit wird von
seiner Einmaligkeit bestimmt und
die Beeinträchtigung ist nur ein
Teilaspekt seiner Gesamtpersönlichkeit.
information & verantwortung
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ONLINEZEITUNG:
http://aktuell.LmZukunft.at26 | DEZEMBER 2014
Mirjam Kirchner
Mobile Sonderkindergarten-
pädagogin
RETTET DAS KIND
MHD-Oberwart
P
aukenergüsse (Schleimbildung in
der Paukenhöhle des Mittelohres)
lassen sich oft mit abschwellenden
Nasentropfen, eventuell auch mit schleim-
lösenden Medikamenten, beseitigen.
Hilft dies nicht dauerhaft, besteht die
Möglichkeit, die Rachenmandel operativ
entfernen zu lassen (sog. Adenotomie).
Gleichzeitig kann ein Trommelfellschnitt
durchgeführt und eventuell vorhandener
Schleim abgesaugt werden (sog. Paracen-
tese). Diese Eingriffe können durch Hals-
Nasen-Ohrenärzte/-innen, meist ambulant,
durchgeführt werden. Von außen sichtbare
Narben entstehen dabei nicht.
Sprech- und sprachgestörte Kinder
haben oft zusätzlich mundmotorische
Störungen, die dafür sorgen, dass die
Belüftung des Mittelohres allein mit
Adenotomie und Paracentese nicht ver-
bessert werden kann. Besonders häufig
trifft dies für Kinder mit Syndromen
(z. B. Trisomie 21, Morbus Down) und
Kindern mit Gaumenspalten zu. Deshalb
brauchen diese Kinder häufig zusätzlich
sogenannte Paukenröhrchen.
Dies sind etwa 1,5 mm „kleine“ Me-
tall- oder Kunststoffröhrchen, die in den
Trommelfellschnitt eingesetzt werden.
Sie können dort ein halbes oder ein
Jahr verbleiben und werden dann vom
Körper meist von selbst abgestoßen.
Viele Eltern sind erstaunt, wie auf-
merksam zuvor mittelohrschwerhörige
Kinder zuhören können und wie positiv
die Sprachentwicklung verläuft, nach-
dem für ein kontinuierlich gutes Hören
gesorgt wurde.
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